Zehntausende Mini-Computer für Kiew
Ehemaliger ETH-Student rüstet ukrainische Killer-Drohnen aus

Kiew plant den massenhaften Einsatz von selbstfliegenden Drohnen. Hinter der KI-Offensive steht ein US-schweizerisches Unternehmen.
Publiziert: 00:28 Uhr
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Die ukrainische Armee setzt im Kampf gegen Russland zunehmend auf Drohnen.
Foto: AP

Es tönt wie Science-Fiction – in der Ukraine wird es Realität: Kiew baut eine riesige Luftwaffe aus KI-Drohen auf. Ab 2025 sollen sie im Verteidigungskrieg gegen Russland im grossen Stil zum Einsatz kommen. Kostengünstig produziert, gesteuert durch künstliche Intelligenz – ein tödliches «Game of Drones».

Möglich macht die Drohnenoffensive die US-Schweizer Firma Auterion. Das Softwareunternehmen wurde 2017 als ETH-Spin-off gegründet, im Frühling verlegte es seinen Hauptsitz von Zürich nach Arlington im Bundesstaat Virginia, in unmittelbarer Nachbarschaft des Pentagon.

«Moralische Verpflichtung»

In den nächsten Monaten will Auterion Zehntausende Mini-Computer für Kamikazedrohnen an Kiew liefern. Die Systeme mit dem Namen Skynode S sind etwas kleiner als eine Faust und revolutionieren den militärischen Drohnenmarkt. Gesteuert von künstlicher Intelligenz, verwandeln sie gewöhnliche Fluggeräte in Präzisionswaffen. Der Soldat wählt das Ziel, die Drohne zerstört es. Auch dann, wenn russische Truppen die Steuersignale stören.

Auterion will zu einzelnen Lieferungen nicht im Detail Stellung nehmen. CEO Lorenz Meier, ehemaliger ETH-Student, sagt zu Blick: «Wir liefern unsere Technologie an liberale Demokratien, damit sie ihre Freiheit verteidigen können.»

Auterion-Software kam bereits vereinzelt in ukrainischen Drohnen zum Einsatz. Nun sollen die hocheffizienten Killermaschinen in Massen produziert werden. «Skynode S ist kostengünstig, extrem kompakt und wird in Zehntausender-Stückzahlen produziert», sagte Meier kürzlich.

Gemäss Insider-Informationen soll Auterion die Mini-Computer der Ukraine zu einem speziellen Preis liefern. Dazu passt, dass CEO Meier die Unterstützung der Ukraine als «moralische Verpflichtung» bezeichnet.

Deutschland liefert 4000 KI-Drohnen

Die Zusammenarbeit zwischen Auterion und Kiew reiht sich ein in die Bemühungen der Ukraine, sich mit KI-gesteuerten Drohnen einen Vorteil auf dem Schlachtfeld zu verschaffen. Vergangene Woche kündigte Verteidigungsminister Boris Pistorius an, dass Deutschland der Ukraine 4000 selbstfliegende Angriffsdrohnen liefern wird. Medien bezeichneten die neuartigen Fluggeräte als «Mini-Taurus» – in Anlehnung an den Marschflugkörper Taurus, dessen Lieferung Bundeskanzler Olaf Scholz kategorisch ausschliesst.

Dass nun auch ein in der Schweiz gegründetes Unternehmen Bauteile für ukrainische Kampfdrohnen liefern will, wirft Fragen zur Bewilligungspraxis auf. Güter, die zu Kriegszwecken gebraucht werden könnten, dürfen von Schweizer Firmen weder in die Ukraine noch an Russland geliefert werden. Weil Auterion den Hauptsitz mittlerweile aber in den USA hat, dürften die hiesigen Exportkontrollen nicht mehr greifen.

Auterion betont zudem: «In der Schweiz betreibt Auterion ausschliesslich einen Standort für das zivile Geschäft.» Skynode S werde nicht in der Schweiz hergestellt.

Nicht nur Kiew, auch Moskau setzt zunehmend auf Kampfdrohnen. Und, so zeigen jüngst Blick-Recherchen: Putins Drohnen fliegen ebenfalls mit Schweizer Technologie.

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