«Operationsplan Deutschland»
Verteidigungsminister Pistorius trifft Vorbereitungen für Krieg mit Putin

Deutschland rüstet sich für einen potenziellen Krieg mit Russland. Bundeswehr-Experten schulen Unternehmen und enthüllen brisante Details aus dem «Operationsplan Deutschland». Firmen sollen sich auf Energieautarkie und Personalengpässe vorbereiten.
Publiziert: 10:28 Uhr
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Aktualisiert: 12:58 Uhr
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Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius warnte schon zu Beginn des Jahres vor einem Angriff Russlands auf Nato-Staaten in Osteuropa.
Foto: imago/kolbert-press

Auf einen Blick

  • Deutschland bereitet sich auf möglichen russischen Angriff an Nato-Ostflanke vor
  • Bundeswehr schult Firmen für Verteidigungsfall gemäss geheimem «Operationsplan Deutschland»
  • Deutsche Nachrichtendienste: Russland könnte in 4–5 Jahren den Westen angreifen
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Marian NadlerRedaktor News

Anfang Jahr schlug der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (64) Alarm. Der SPD-Politiker warnte vor einer Ausweitung des Ukraine-Kriegs. Schon bald könnte der Kreml die Nato-Ostflanke ins Visier nehmen, zeichnete ein Dokument aus seinem Ministerium düstere Bilder.

Dem Geheimpapier nach hat es Russlands Präsident Wladimir Putin (72) vor allem auf die baltischen Staaten abgesehen. Eine Vorhersage aus dem brisanten Schriftstück: Bereits im Endspurt der US-Wahl Anfang November könnte Putin den Angriffsbefehl geben und seine Truppen in Estland, Lettland oder Litauen einmarschieren lassen.

Das ist bisher nicht geschehen. Dennoch bereitet sich unser Nachbarland weiter auf den Ernstfall vor, wie ein Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» belegt.

Demnach lässt Deutschland seine Unternehmen durch die Bundeswehr für den Verteidigungsfall schulen. Die Rolle der Wirtschaft bei einem Putin-Angriff wird im streng geheimen «Operationsplan Deutschland» definiert, schreibt die Zeitung. Unglaubliche 1000 Seiten umfasst das Dokument. Was den Plan besonders macht: Er wird nie fertig, sondern laufend weiterentwickelt.

Putin führt längst einen hybriden Krieg gegen die Nato

Er enthält detaillierte Planungen für ernstzunehmende Spannungen zwischen Nato-Staaten im Osten Europas und Russland, beispielsweise, wenn die Kreml-Truppen ein Manöver starten würden. Die Deutschen haben im Rahmen des Operationsplans auch aufgelistet, welche Gebäude und Infrastruktureinrichtungen bei einem Angriff aus militärischen Gesichtspunkten besonders geschützt werden müssten.

Deutschland kommt im Falle eines Krieges mit Russland eine besondere Rolle zu, da es als Drehscheibe für Zehntausende oder im schlimmsten Fall Hunderttausende Soldaten fungieren würde, die nach Osten transportiert werden müssten. Hinzu kämen Waffen, Medikamente und Verpflegung für die Kämpfer.

Die «Frankfurter Allgemeine» zitiert aus einer Veranstaltung der Handelskammer der norddeutschen Grossstadt Hamburg, wo Jörn Plischke, Oberstleutnant und Chef des Landeskommandos Hamburg, Unternehmen konkrete Ratschläge erteilte, was im Falle eines russischen Überfalls auf die baltischen Staaten zu tun sei.

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Dem Bericht zufolge sollen solche Gespräche zum «Operationsplan Deutschland» aktuell im ganzen Land stattfinden. Plischke wolle «aufrütteln», sagte er. Und ging dabei auf die hybride Kriegsführung der Russen ein, die längst in ganz Europa zum Einsatz kommt. Drohnenüberflüge und Ausspähversuche, Waffenlagerfunde und Attentatsplanungen auf Topmanager, Sabotage und Cyberangriffe sind laut ihm in Deutschland mittlerweile an der Tagesordnung und nehmen zu. Er macht bei der Veranstaltung unmissverständlich klar: «Russland hat angefangen, seinen Krieg vorzubereiten.» Deutsche Nachrichtendienste gingen davon aus, dass Russland in vier bis fünf Jahren in der Lage sein werde, den Westen anzugreifen. Moskau produziere aktuell 25 Kampfpanzer im Monat, Deutschland drei jährlich.

Deutsche Firmen sollen sich Windrad anschaffen

Konkrete, auf die Wirtschaft bezogene Tipps gab es auch. «70 Prozent aller Lastwagen auf Deutschlands Strassen werden von Osteuropäern bewegt. Wenn dort Krieg ist, wo werden dann diese Leute sein?», soll Plischke zu Bedenken gegeben haben. Seine Empfehlung: «Bilden Sie auf hundert Mitarbeiter mindestens fünf zusätzliche Lkw-Fahrer aus, die Sie nicht benötigen.»

Für den Krisenfall sollen die Firmen einen konkreten Plan erstellen, auch damit die Beschäftigten wissen, was von ihnen dann erwartet wird. In puncto Energie forderte der Militär von den Unternehmen, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie Autarkie herstellen könnten. Kurios: Neben einem Dieselgenerator käme dafür auch ein eigenes Windrad infrage.

Bei den Wirtschaftsvertretern kommen die Veranstaltungen offenbar gut an. «Wir müssen das Bewusstsein schärfen, wie wichtig eine gut vorbereitete und widerstandsfähige Wirtschaft für die zivile und militärische Verteidigung Deutschlands ist», betont Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg.

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