Auf einen Blick
- Krieg in Europa seit 1000 Tagen: Pattsituation zwischen Russland und Ukraine
- Autonome Waffen könnten entscheidende Wendung im Krieg bringen
- Über 800 ukrainische Unternehmen entwickeln Verteidigungstechnologien seit russischer Invasion 2022
Seit 1000 Tagen ist wieder Krieg in Europa: Am 25. Februar 2022 überfiel Russland die Ukraine – seitdem ist nichts mehr wie vorher. Längst hat sich ein weitreichender Abnutzungskampf entwickelt, ein Ende ist nicht in Sicht. Die Bevölkerungen beider Länder sind zunehmend kriegsmüde. Ein US-Militärexperte glaubt: Autonome Waffen könnten das Blatt wenden.
«Es ist eine Pattsituation. Betrachtet man die gesamte Grösse der Ukraine, sind die russischen Gewinne sehr gering. Man kann fast schon von einem eingefrorenen Konflikt sprechen», erklärt Strategieberater Greg Melcher im Interview mit dem «Tagesspiegel».
Obwohl die Erfolge auf dem Schlachtfeld immer hin und her schwanken und Russland zuletzt Erfolge erzielen konnte, zeichnen die nackten Zahlen ein anderes Bild. «Wenn ich Ihnen auf einer Karte zeige, wo der Frontverlauf zwischen der russischen und der ukrainischen Armee vor einem Jahr war und wo er heute ist, werden Sie kaum den Unterschied erkennen.»
«Autonome Tötungsmaschinen» könnten zu Leichenberg führen
Einen entscheidenden Schritt in Richtung Kriegsgewinn könnten automatisierte Waffensysteme darstellen, glaubt Melcher. Bei der Entwicklung dieser Waffensysteme sieht er die Ukraine vorne. «In weniger als einem Jahr werden autonome Tötungsmaschinen entwickelt worden sein und der Krieg mit Russland wird zum Test für diese Technik werden.»
Nach Melchers Einschätzung sind Hunderte ukrainische Firmen an der Entwicklung autonomer Waffensysteme beteiligt. Der Mensch wird zunehmend durch Maschinen ersetzt. Ähnliches legt auch ein Reuters-Bericht nahe. Eines der Hersteller-Unternehmen gehört Yuriy Shelmuk. Es stellt Störsender für Drohnen her, mittlerweile 2500 Stück pro Monat, wie Shelmuk der Nachrichtenagentur erzählt.
Es gibt sogar eine Warteliste. «Billige Drohnen aus der Luft haben alle unsere Angriffe gestoppt», sagte Shelmuk. «Deshalb mussten wir reagieren.» Durch die Störsender sollen feindliche russische Drohnen bereits früh detektiert werden. Dabei verwenden sie verschiedene Mittel, um Computersysteme in Drohnen zu stören.
Werden Terminator-Fantasien wahr?
Hinter den «autonomen Tötungsmaschinen» stecken zum einen automatisierte Drohnen, die zunehmend durch künstliche Intelligenz bedient werden als auch Drohnenabwehrtechnologie wie Laser und automatisierte Maschinenpistolen. Die neuen unbenannten Roboter könnten auch eingesetzt werden, um den Soldaten Güter zu liefern, Verwundete zu versorgen und Maschinenpistolen zu positionieren.
Die überwiegende Mehrheit der mehr als 800 Unternehmen im aufstrebenden ukrainischen Verteidigungssektor wurde nach der russischen Invasion im Jahr 2022 gegründet. Der Einsatz ist aber auch heikel. «Die Ukrainer werden Dinge entwickeln, von denen wir uns wünschen, dass sie nicht erfunden worden wären», fürchtet Melcher. «Lassen Sie Ihren Terminator-Fantasien freien Lauf. Ethische Fragen haben da keine Priorität.»