Hier sollen Sprengköpfe der RS-26 in die Atmosphäre eintreten
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Furchteinflössende Aufnahmen:Sprengköpfe der RS-26 treten in die Atmosphäre ein

Russland setzt neue Rakete in der Ukraine ein
«Haben es mit etwas nie Dagewesenem zu tun»

Wladimir Putin bestätigt den Test des «Oreschnik»-Systems, das auch atomar bestückt werden kann. Experten sehen darin eine politische Botschaft an den Westen. Drei Fragen und Antworten.
Publiziert: 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 18:54 Uhr
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In Dnipro schlugen am 21. November russische Raketen ein.
Foto: keystone-sda.ch
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AFPAgence France Presse

Russland hat am Donnerstag bei Luftangriffen auf die ukrainische Stadt Dnipro erstmals eine neuentwickelte Mittelstreckenrakete eingesetzt – sie kann auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden, wie Kreml-Chef Wladimir Putin später in einer Fernsehansprache sagte. Der Einsatz der Waffe kann als Drohung an westliche Länder verstanden werden, die die Ukraine mit Raketen grösserer Reichweite beliefern und ihnen den Einsatz dieser Waffen auf russischem Territorium erlauben.

Um was für eine Rakete handelt es sich?

Kiew beschuldigte Moskau zunächst, zum ersten Mal in der Geschichte eine Interkontinentalrakete im Kampf abgefeuert zu haben. Washington stellte jedoch später klar, dass es sich nicht um eine Interkontinentalrakete, sondern vielmehr um eine «experimentelle ballistische Rakete mittlerer Reichweite» gehandelt habe. Vermutlich besitze Russland nur eine Handvoll dieser Geschosse, sagte ein US-Regierungsvertreter.

Wie der Name sagt, können Interkontinentalraketen einen Kontinent von einem anderen aus treffen. Sie haben eine Reichweite von mehr als 5500 Kilometern. Mittelstreckenraketen hingegen können Ziele in einer Entfernung zwischen 3000 und 5500 Kilometern beschiessen, sie würden also für einen russischen Angriff auf Westeuropa ausreichen.

In seiner Ansprache am Donnerstagabend bestätigte Putin den Test «eines der neuesten russischen Mittelstrecken-Raketensysteme unter Kampfbedingungen». Diese experimentelle «Hyperschall»-Rakete namens «Oreschnik» könne auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden. Unklar ist, ob Putins Aussagen stimmen, man könne die Rakete nicht abfangen. Klar ist dafür, dass Putin die Tests nach dem Angriff auf Dnipro fortsetzten möchte. «Wir werden diese Tests fortsetzen, auch in Kampfsituationen, abhängig von der Situation und der Art der Bedrohungen für die Sicherheit Russlands», so der Kreml-Chef am Freitag bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit Militärvertretern.

Experten nehmen an, dass es sich bei der Rakete um eine Variante der RS-26 Rubesch handeln könnte, deren Entwicklung 2018 eingestellt worden sein soll. «Ich wäre überrascht, wenn Russland (eine solche Rakete) bauen könnte, ohne mindestens zu 90 Prozent auf bestehende Entwicklungen zurückzugreifen und ohne Teile der RS-26 auszuschlachten», sagt Fabian Hoffmann, der an der Universität Oslo zu Raketentechnologie forscht.

Warum setzt Moskau die Rakete jetzt ein?

Die Spannungen zwischen Russland und den westlichen Verbündeten der Ukraine hatten sich in den vergangenen Tagen verschärft: Am Wochenende erlaubte US-Präsident Joe Biden Kiew nach langem Zögern der Ukraine erstmals, Waffen von grösserer Reichweite für Angriffe auf das russische Hinterland einzusetzen. Daraufhin griff die Ukraine Ziele in Russland mit US-Raketen des Typs ATACMS wie auch mit von Grossbritannien gelieferten Storm-Shadow-Marschflugkörpern an.

Das Abfeuern der neuartigen Rakete sei eine Antwort auf diese Angriffe, sagte Putin. Am Dienstag hatte er ein Dekret unterzeichnet, das die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen senkt - ein Schritt, den die westlichen Länder als unverantwortlich verurteilen.

Biden versucht die Ukraine bei ihrer Verteidigung gegen Russland in den letzten zwei Monaten seiner Amtszeit im Weissen Haus noch stärker zu unterstützen als bislang - da sein Nachfolger Donald Trump den Krieg schnell beenden will, was mit territorialen Konzessionen an Russland zu Lasten der Ukraine verbunden sein könnte.

Was ist die Botschaft des Kremls?

Der Einsatz der neuen Rakete sei eine Botschaft Moskaus an den Westen, sind sich die Experten einig. «Wir haben es hier mit etwas noch nie Dagewesenem zu tun, und es ist viel mehr ein politischer als ein militärischer Akt», sagt Héloïse Fayet von der französischen Denkfabrik Ifri.

Der von der Rakete angerichtete Schaden war indessen vergleichsweise begrenzt: Nach Angaben der Behörden in Dnipro traf die Rakete eine Infrastruktureinrichtung und verletzte zwei Zivilisten.

Für Nick Brown vom privaten britischen Analysedienst Janes ging es bei dem Einsatz der Rakete «eigentlich darum, eine Botschaft oder Warnung der Eskalation zu senden - eine teure und potenziell gefährliche Art und Weise für Russland, mit dem Säbel zu rasseln». Moskau versuche möglicherweise, «die Ukraine und ihre Unterstützer einzuschüchtern», befand auch ein US-Regierungsvertreter. «Aber dadurch wird sich das Blatt in diesem Konflikt nicht wenden.» 

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