Europäische Politiker fordern Visa-Sperre für russische Touristen
«Unerträglich, dass Russen in Europa Ferien machen»

Der Druck innerhalb der EU wächst, Touristenvisa an Russen einzuschränken. Estland und Finnland haben sich bereits zu diesem Schritt entschlossen. Eine im Schengenraum verhängte Sperre würde auch die Schweiz betreffen.
Publiziert: 22.08.2022 um 04:44 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2022 um 11:41 Uhr
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Ein russischer Reisepass. Wirds damit bald schwieriger, in den Schengenraum einzureisen?
Foto: DUKAS

Europa diskutiert seit geraumer Zeit eine Visumsperre für russische Touristen. Finnland, das direkt an Russland angrenzt und viele russische Einkaufstouristen anzieht, limitiert jetzt als zweites europäisches Land die Einreise aus Russland. Estland preschte als Erstes vor. Es verhängte eigenmächtig einen Visa-Stopp für Russen, ohne eine EU-Entscheidung abzuwarten.

Verantwortlich dafür: die estnische Regierungschefin Kaja Kallas (45). Der «Bild»-Zeitung sagte sie: «Es sollte für jeden von uns in Europa inakzeptabel sein, dass russische Bürger innerhalb der EU als Touristen reisen können, während gleichzeitig Menschen in der Ukraine gefoltert, ermordet und terrorisiert werden. Tourismus ist ein Privileg, kein Recht», so ihre Knallhart-Ansage,

Finnland wird die Zahl der an Russen ausgestellten Visa per 1. September auf 10 Prozent des derzeitigen Volumens begrenzen. Grund dafür sei die wachsende Unzufriedenheit mit dem russischen Tourismus im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, erklärte der finnische Aussenminister Pekka Haavisto (64) letzte Woche.

«Eben nicht nur Putins Krieg»

Jetzt machen auch deutsche Politiker Druck, die Einreise von russischen Touristen europaweit arg einzuschränken. Deutsche Politiker in der Union haben sich dafür ausgesprochen, keine Schengen-Visa mehr an russische Staatsbürger auszugeben. «Urlaubs-Visa für Russen müssen gestoppt werden», sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Andrea Lindholz (51), der «Bild» (Montagsausgabe). Es gehe darum, angesichts des Ukraine-Krieges «auch der russischen Bevölkerung klare Zeichen zu setzen».

Der EU-Parlamentsabgeordnete Dennis Radtke (43, CDU) sagte der «Bild», anders als von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dargestellt, sei der russische Krieg gegen die Ukraine «eben nicht nur Putins Krieg». Es sei «unerträglich, dass Russen in Europa Urlaub machen und ihr Geld verjubeln, als sei nichts geschehen», kritisierte Radtke.

Die Argumentation: Reiche und privilegierte Russen würden ins Ausland reisen. Eine Visa-Sperre treffe sie. Das erzeuge Druck aufs Regime.

Schweiz bei russischen Reisenden begehrt

Ein EU-weiter Stopp würde auch das Schengen-Mitglied Schweiz treffen, das bei russischen Reisenden begehrt bleibt. Russland steht auf der Schweizer Visa-Statistik auf dem achten Platz. Dieses Jahr hat die Schweiz mehr als 7000 Visa an Russinnen und Russen ausgestellt, wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) kürzlich auf Anfrage von Radio SRF erklärte. (kes)

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