Nach Erdrutschsieg für Kreml-Chef
Rechnerische Anomalie soll Putins Wahlbetrug entlarven

Am Sonntag liess sich Wladimir Putin erneut zum Kreml-Chef wählen. Dies mit einem Rekordergebnis. Die Zweifel an den offiziellen Zahlen sind jedoch gross.
Publiziert: 19.03.2024 um 15:29 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2024 um 17:36 Uhr
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Wladimir Putin ist für weitere sechs Jahre Präsident von Russland.
Foto: keystone-sda.ch
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Denis MolnarJournalist

Wladimir Putin (71) liess sich am Sonntag mit einem Erdrutschsieg erneut zum Präsidenten wählen. Es ist die fünfte Amtszeit, in der er Russland für weitere sechs Jahre lenken wird.

Insgesamt hätten rund 76 Millionen Menschen für Putin gestimmt, sagte die Chefin der Wahlbehörde, Ella Pamfilowa. Der Kreml-Chef wurde mit 87,28 Prozent der Stimmen wiedergewählt, wie die Wahlbehörde in Moskau am Montag bekannt gab.

Ungültige Stimmen für Putin gezählt

Eine echte Opposition gab es bei den Wahlen nicht. Die Maschinerie der Staatspropaganda lief derweil auf Hochtouren und rührte für Putin mächtig die Werbetrommel. Das Ergebnis war ein Rekord – vermeintlich. 

Denn was viele wohl längst zu wissen glaubten, soll ein Bericht der «Nowaja Gaseta» jetzt schwarz auf weiss belegen. Millionen von Wahlzetteln sollen durch den Kreml fingiert worden sein, ungültige Stimmzettel seien kurzerhand für Putin gewertet worden. Zu diesem Schluss kommen die Kreml-Kritiker nach ihrer Analyse der Wahlbeteiligung und der dazugehörenden Ergebnisse in sämtlichen Wahllokalen.

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Rechnerisch unwahrscheinlich und ungewöhnlich

Dabei fiel ihnen auf, dass Putin gerade in den Wahllokalen hohe Ergebnisse erzielte, in denen die Wahlbeteiligung ebenfalls hoch war. Das aber sei statistisch gesehen sehr unwahrscheinlich und ungewöhnlich. Eine Abweichung also von dem, was eigentlich rechnerisch zu erwarten sei. In einer bildlichen Darstellung sind dann Ausreisser nach oben zu erkennen, wie «Die Presse» erklärt. Dieses Einhergehen zwischen Wahlbeteiligung und Pro-Putin-Stimmen soll den Betrug belegen.

Wie viele Russen und Russinnen in der Heimat Putin tatsächlich die Stimme gegeben haben, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. In der Schweiz hingegen hat sich bei Nachwahlbefragungen von insgesamt rund 58 Prozent der Wählenden in Bern und Genf gezeigt, dass er die Wahlen bei in der Schweiz lebenden Russen verloren hat. In Bern erhielt Putin demnach 16 Prozent der Stimmen, in Genf 20 Prozent. Die meisten Stimmen holte der 40-jährige Wladislaw Dawankow von der Partei Neue Leute, Vizechef der Parlamentskammer Duma.

Offiziellen Zahlen der zentralen Wahlkommission zufolge haben in Bern 41 Prozent und in Genf 50 Prozent für Putin gestimmt. Dawankow hat demzufolge 38 Prozent in Bern und 29 Prozent in Genf geholt.

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