Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko (66) hält sich seit fast 30 Jahren eisern an der Macht in Weissrussland. Nun macht er wieder weltweit Schlagzeilen – wegen Gräueltaten, die ihm zugeschrieben werden. Am Sonntag sagte die belarussische Leichtathletin Kryszina Zimanouskaja, Lukaschenko habe sie aus Tokio entführen wollen. Sie hatte sich über ihre Trainer beschwert und wurde in der Folge von Funktionären zum Flughafen gebracht. Dort fand sie aber Schutz bei der japanischen Polizei; nun bittet sie europäische Länder um Asyl.
Am Montagmorgen wurde der belarusissche Aktivist Witalij Schischow tot und erhängt in einem Park in Kiew aufgefunden. Die Hintergründe sind noch unklar. Die Polizei ermittelt wegen Mordverdacht. Schischow zog im Herbst 2020 in die Ukraine, nachdem er bei den Protesten gegen Lukaschenko in seiner Heimat teilgenommen hatte. Er leitete seither die gemeinnützige Organisation, die Exil-Belarussen beim Ankommen hilft.
Flüchtlinge werden via Litauen in die EU geschleust
Lukaschenko gerät dieser Tage sogar ein drittes Mal in die Negativschlagzeilen. Die europäische Grenzschutzbehörde Frontex veröffentlichte kürzlich ein Video, das zeigen soll, wie dreist irakische Flüchtlinge via Litauen in die EU geschleust werden. Orchestriert von Lukaschenko, der seit Juni rund 4000 Migranten aus dem Irak nach Minsk einfliegen liess, um sie danach den Schleusern zu übergeben.
Im Video sind weissrussische Lastwagen zu sehen, die bis kurz vor die Grenze fahren, dann die Menschen aussteigen und diese die letzten Meter Richtung EU selber laufen lassen. All die Beispiele zeigen: Lukaschenko macht, was er will. Dass andere Länder dafür heftige Sanktionen gegen das Land aussprechen und dieses immer weiter in die Armut abdriftet, ist ihm egal.
Der Strick als eindeutiges Symbol
Das belarussische Staatsfernsehen berichtet wöchentlich über Verräter, die gehängt werden sollen. Grafisch brutal dargestellt mit den Gesichtern der Lukaschenko-Kritiker, die auf die Schlinge starren. Die Nachricht von Lukaschenko ist eindeutig: Widersprecht ihr mir, büsst ihr hart dafür.
Denn Lukaschenko zieht die Zügel in seinem Land wieder an. Zu sehr störten ihn wohl die Massenproteste, die vergangenes Jahr Hunderttausende in Belarus auf die Strassen brachten. Zu gross ist auch die Gefahr durch die Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja (38), die in Litauen im Exil lebt und in der Heimat in den vergangenen Monaten immer mehr Anhänger gewinnen konnte.
Sportlern und Funktionären gedroht
Lukaschenko wollte deshalb die Olympischen Spiele nutzen, um zu zeigen, wie mächtig sein Weissrussland ist. Er drohte Athleten und Funktionären vor Konsequenzen, falls die nicht die gewünschten Ergebnisse erreichen würden. Das belegt der Mitschnitt einer Rede des 66-Jährigen, den Aktivisten diese Woche veröffentlichten. Funktionären droht Lukaschenko mit Entlassungen und drastischeren Folgen.
O-Ton: «Wenn es in Tokio nicht die Resultate im Sport gibt, werden wir die Offiziellen und die Angestellten nicht behalten. Wenn Sie dorthin als Touristen gehen und ohne etwas zurückkommen, kommen Sie besser gar nicht ins Land zurück.»