Immer wieder heisst es, dass es nicht gut um das russische Militär steht. Etwa von russischen Soldaten oder dem Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (62) höchstpersönlich. Nun kritisiert auch der Militärkorrespondent Daniil Bezsonov das Militär – und zwar im russischen Staatsfernsehen.
«Zunächst einmal möchte ich sagen, dass es in der ukrainischen Armee keine Massendesertation gibt. Sonst müssten unsere Kämpfer nicht in allen Richtungen heldenhafte Leistungen erbringen», beginnt er sein Statement. Für ihn ist klar: Würde es stimmen, dass die Ukraine nicht über genügend Soldaten verfügt, dann «wäre die Situation nicht so angespannt».
Drohnen, Boote, Medizin – es fehlt an allen Ecken
Die Probleme sieht er aber nicht nur im Gegner. Sondern auch im russischen Militär – und zwar auf systematischer Ebene. Unter anderem würde es laut Bezsonov an geschlossenen Kommunikationsmitteln und Medizin fehlen. Er sagt: «Der Krieg läuft bereits seit einem Jahr und viereinhalb Monaten. Es gibt immer noch Probleme mit der medizinischen Versorgung».
Zudem erklärt Bezsonov den Zuschauern, dass es Probleme mit unbemannten Flugobjekten gäbe: «Ich spreche von leichten Drohnen, die für Aufklärung genutzt werden oder Munition abwerfen». Doch damit nicht genug. Auch die Militärfahrzeuge seien mangelhaft, wie der Russe erzählt: «Die meisten Fahrzeuge haben abgefahrene Reifen.»
Aber nicht nur in der Luft und an Land fehlt es an Ausstattung. Auch auf dem Wasser suchen Soldaten vergeblich nach Booten, wie Bezsonov erzählt: «Vor zwei Monaten haben Offiziere in der Direktion Cherson dem zuständigen General gemeldet, dass es Probleme mit Motorbooten gibt. Die Antwort war: Es gibt keine Boote, baut Flosse.»
Soldaten rotieren nicht ausreichend
Bezsonov sieht ein weiteres Problem in der Rotation der russischen Soldaten. Er erklärt: «Aus irgendeinem Grund schafft es der Feind, seine Einheiten alle zwei bis drei Monate auszutauschen. Wenn eine Einheit Verluste erlitten hat, wird sie komplett abgezogen und eine andere Einheit wird dorthin verlegt.» Bei den Russen sehe das anders aus. Soldaten würden sich nicht effizient abwechseln – und zu lange an der Front kämpfen. Bezsonov sagt: «Einheiten, die Verluste erleiden, rotieren nicht. Wir füllen sie einfach mit Reservisten auf. Und die überlebenden Kämpfer bekommen keine Pause.»
Weniger klar als seine Kritik ist allerdings Bezsonovs Lösungsansatz. Als der Moderator abschliessend fragt, ob es eine neue Mobilisierung braucht, um das Rotations-Problem zu beheben, erwidert der Militärkorrespondent: «Ich denke, das Kommando sollte entscheiden.» (mrs)