Kachowka-Stausee ausgetrocknet
Schlägt die Ukraine hier als Nächstes zu?

Der Kachowka-Stausee war eine natürliche Barriere an der Front im Süden der Ukraine. Nach der Zerstörung des Damms ist das Gebiet grösstenteils ausgetrocknet. Das nährt Spekulationen über einen anstehenden Angriff.
Publiziert: 07.07.2023 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2023 um 16:06 Uhr
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Vor und nach der Dammsprengung: Satellitenaufnahmen des Kachowka-Stausees.
Foto: keystone-sda.ch

In den letzten Wochen hat sich das Bild am Kachowka-Stausee drastisch verändert. Nach der Sprengung des Damms ist das Wasser grösstenteils in Richtung Schwarzes Meer abgeflossen. Anstelle des Sees erstreckt sich nun über weite Strecken eine ausgetrocknete Wüste.

Satellitenbilder zeigen den Unterschied zwischen der Situation vor und nach der Zerstörung des Staudamms. Neben den trockengelegten Bereichen sind auf den neuen Aufnahmen auch unzählige Flussschleifen des Dnjepr, Seitenarme und Teiche zu sehen.

Parallelen zum Zweiten Weltkrieg

Der Stausee funktionierte als eine natürliche Barriere entlang der Frontlinie. Nach dessen Verschwinden werden Spekulationen laut, dass die Ukraine in dem Bereich eine neue Offensive starten könnte, möglicherweise von der Stadt Nikopol her in Richtung des von Russland besetzten Atomkraftwerks Saporischschja.

Video zeigt Explosion bei Kachowka-Damm
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Mutmassliche Sabotage:Video zeigt Explosion bei Kachowka-Damm

Bereits im Zweiten Weltkrieg verlief die Front entlang des Dnjepr, als die Sowjetunion im Süden gegen die Truppen Nazideutschlands kämpften, die hauptsächlich nordwestlich des Flusses positioniert waren. Der Kachowka-Stausee existierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Sowjetunion schlug damals die Soldaten von Adolf Hitler zurück.

Dnjepr immer noch bis 500 Meter breit

Das Gebiet des ehemaligen Stausees hat die Grösse des Kantons Zürich, wie die «NZZ» schreibt. Obwohl es teilweise ausgetrocknet ist, handelt es sich um schwieriges, für Vorstösse mit gepanzerten Fahrzeugen schlecht geeignetes Terrain. Grund dafür seien verbliebene Sumpfgebiete, die möglicherweise noch über längere Zeit nicht austrocknen würden. Der teilweise gegen 500 Meter breite Dnjepr fliesst zudem nach wie vor durch das Gebiet und stellt somit für Truppenbewegungen immer noch ein schwer überwindbares Hindernis dar.

Als Russland sich Ende vergangenen Jahres ans östliche Ufer zurückzog, wurden die Brücken über den Dnipro gesprengt. Bei den Resten der Antoniwkabrücke haben die ukrainischen Truppen es kürzlich zwar geschafft, eine Verbindung ans linke Ufer herzustellen. Ein grösserer Durchbruch ist ihnen dort aber noch nicht gelungen, da die Russen sie unter anderem auch mit Luftschlägen zurückdrängen.

Die ukrainischen Truppen könnten nun zwar Behelfsbrücken über den Fluss legen. Doch Rad- und Kettenfahrzeuge könnten in den verbliebenen sumpfigen Bereichen einsinken und steckenbleiben. (noo)

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