Geblümte Tagesdecke, ein begehbarer Kleiderschrank und jede Menge Garderobe in Olivgrün: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (45) hat Fernsehjournalisten die provisorische Unterkunft gezeigt, in der er nach eigener Aussage seit Kriegsbeginn wohnt.
«Hier lebe ich im Wesentlichen», sagt Selenski in dem Film des Journalisten Dmytro Komarow (39), der am Freitag vom Sender 1+1 des ukrainischen Fernsehens ausgestrahlt wurde. Auch bei Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 habe er sich dort aufgehalten.
«Ich trage momentan keine Anzüge»
Die Fenster der Behelfsunterkunft sind mit dicken Gardinen verhängt. Auf dem Einzelbett liegen Kopfkissen und eine geblümte Tagesdecke. Zu sehen sind ausserdem ein Fernseher, ein Stuhl und ein Schreibtisch.
Selenski zeigt dem Kamerateam auch seinen begehbaren Kleiderschrank. An der Stange hängen viele Jacken in Olivgrün und Tarnfleck, am Boden stehen Militärstiefel. Dies seien seine «normalen Kleider», sagt der ukrainische Präsident. «Ich trage momentan keine Anzüge.»
Doch dann holt er aus der linken Ecke des Schrankes doch noch einen Anzug hervor – in Folie eingehüllt und frisch aus der Reinigung. «Dieser Anzug ist ein Symbol, dass der Krieg bald zu Ende geht und der Sieg kommen wird», sagt Selenski im Film.
Villa in Italien angeblich an Russen vermietet
Seit Kriegsausbruch lebt der Politiker und ehemalige Schauspieler in bescheidenen Verhältnissen. Zeitweise machten in den sozialen Medien Gerüchte die Runde, dass Selenski ein Milliardär sei. Die Zeitschrift Forbes hingegen schätzt sein Vermögen auf rund 20 Millionen US-Dollar.
Der ukrainische Präsident besitzt auch eine Villa im toskanischen Badeort Forte dei Marmi. Laut der Investigativplattform Slidstvo sollen er und seine Frau Olena die Villa im Jahr 2017 für 3,8 Millionen Euro erworben haben. Das Anwesen hat 15 Zimmer und einen Pool.
Erst letzten Herbst kamen Gerüchte auf, dass Selenski die Villa für 50'000 Euro an russische Touristen vermietet haben soll. Der zuständige Makler dementierte daraufhin die Behauptungen und erklärte, dass die Mietenden «keine Russen sein können».
«Werden alles tun, um Sieg zu erringen»
Dass Selenski seine Unterkunft gerade jetzt zeigt, ist wohl kein Zufall. Der unfreiwillige Kriegspräsident dürfte dem ukrainischen Volk zum Jahrestag des Krieges Mut machen wollen. Immer wieder meldet er sich mit Videobotschaften mitten aus Kiew oder besucht Städte an der Front.
Selenski richtete sich auch am 24. Februar mit einer Videobotschaft an seine Landsleute. «Wir werden alles tun, um in diesem Jahr den Sieg zu erringen», sagte er. «Wenn unsere Partner sich an ihre Versprechen und Fristen halten, erwartet uns unausweichlich der Sieg.» (SDA/AFP/obf)