Während junge Männer in den Tod geschickt werden, wollte Kreml-Pressesprecher Dmitri Peskow (55) nicht, dass sein Sohn Nikolai Peskow (33) im Ukraine-Krieg kämpft. Doch Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (61) behauptete letzte Woche das Gegenteil: «Er arbeitete normal als einfacher Artillerist, knietief im Schlamm und in der Scheisse», so Prigoschin. Nur wenige hätten davon gewusst.
Erst äusserte sich Nikolai Peskow nicht dazu. Bis jetzt. «Ich musste einfach mitmachen. Ich konnte nicht an der Seitenlinie sitzen und zusehen, wie Freunde und andere Leute dorthin gingen», erklärt sich Peskow junior in einem Interview mit der «Komsomolskaja Prawda». Er sei der Söldnertruppe unter falschem Namen beigetreten. So habe niemand erfahren, aus welcher bekannten Familie er stammt.
Er sei etwas weniger als sechs Monate in der Ukraine gewesen und habe dafür von Kremlchef Wladimir Putin (70) einen Tapferkeitsorden erhalten.
Fuhr Peskow mit seinem Tesla umher, statt im Krieg zu sein?
Am Montag bestätigte auch sein Vater Dmitri Peskow, dass sein Sprössling in der Ukraine war. «Ja, er hat an der speziellen Militäroperation teilgenommen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, das hat nichts mit meiner Arbeit zu tun», so der Kreml-Sprecher.
Doch war der Peskow-Sohn wirklich in der Ukraine? Auf Telegram wird bezweifelt, dass Peskow junior tatsächlich in der Ukraine war. Sein Tesla Model X sammelte in den sechs Monaten nämlich fleissig Bussen.
Laut dem Telegram-Kanal Cheka-OGPU verstiess der Wagen am 24. Juli und am 6. November gegen die Verkehrsregeln. In dieser Zeit hätte Peskow aber eigentlich in der Ukraine sein müssen. Der Telegram-Kanal veröffentlichte Screenshots von Überwachungskameras, die aufzeichneten, wie der Tesla das Tempolimit überschritt.
Wagner-Söldner wissen nichts von dem Einsatz
Um den Einsatz im Krieg zu beweisen, hat Putins oberster TV-Hetzer Wladimir Solowjow (59) auf Telegram Aufnahmen veröffentlicht, die Nikolai Peskow an der Front bei Soledar zeigen sollen. Aktuelle und ehemalige Wagner-Söldner widersprechen allerdings gegenüber Cheka-OGPU. Peskow sei weder in Soledar noch in Bachmut aufgetaucht.
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Tatsächlich würde ein Kriegseinsatz einen plötzlichen Sinneswandel bedeuten. Denn: Im September 2022 hatte sich er noch vehement dagegen gewehrt, eingezogen zu werden. Ein Vertrauter des Kremlkritikers Alexei Nawalny (46) hatte bei ihm angerufen. Er fragte, ob Peskow bereit wäre, im Krieg zu kämpfen.
Der junge Mann antwortete, dass es für Mitarbeiter nicht gut ausgehen würde, wenn sie ihn in die Ukraine schicken würden. Tenor: Wer weiss, was Papa Peskow mit dem Offizier anstellt, wenn er erfährt, dass sein eigener Sohn einberufen wurde. Jetzt klingen seine Aussagen plötzlich ganz anders.