Das Kräftemessen zwischen Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (61) und dem russischen Verteidigungsministerium nimmt die nächste Wende. Offenbar hat der umstrittene Oligarch mit seiner Söldner-Truppe die Gunst des russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) zurückgewonnen. Statt dem angekündigtem Abzug der Wagner-Truppen aus Bachmut wird jetzt erneut verstärkt auf die für ihre Brutalität bekannten Söldner gesetzt.
Die US-Denkfabrik Institute for the Studies of War (ISW) führt Putins Sinneswandel auf das Versagen des russischen Militärs zurück. Seit Januar hatte das russische Verteidigungsministerium versucht, Wagner aus Bachmut zurückzudrängen. Prigoschin jammerte über fehlende Munition und die Nichtbeachtung seiner Forderungen. «Es sterben doppelt so viele Kämpfer, wie nötig», sagte er Ende Februar. Ausserdem wurde die Erwähnung von den Wagner-Truppen in der Ukraine im russischen Staats-TV verboten.
Jetzt hat sich das Blatt offenbar gewendet. Die Ziele der Winteroffensive im Donbass wurden von den russischen Militärs nicht erreicht – während Wagner-Söldner trotz logistischer Herausforderungen weiterhin erfolgreich waren.
Wagner ist plötzlich wieder mächtig
Doch es könnte noch einen Grund geben: Denkbar ist laut ISW auch der akute Personalmangel im russischen Militär. Putin versucht, eine zweite Mobilmachung zu vermeiden. Deshalb wurde auch das Alter der Wehrpflichtigen schon erhöht, zudem gibt es Hinweise auf versteckte Rekrutierungen. Wenn Wagner noch mehr Leute liefert und Putin deshalb dem Volk keine weitere Mobilisierung verkünden muss, stimmt den Machthaber natürlich gnädig.
Insider-Quellen sagen gegenüber dem ISW, dass im Wagner-Zentrum derzeit drei Schützenbrigaden ausgebildet werden. Diese sollen später an der Front den russischen Soldaten den Rücken stärken. Plötzlich arbeitet die Kreml-Armee also Hand in Hand mit Prigoschins Leuten zusammen: Die Söldner sollen gar von Luftlandetruppen unterstützt werden, auch Versorgungsengpässe bei der Munition gibt es allem Anschein nach keine mehr.