Schluss mit Ukraine?
Wagner-Boss will sich wieder auf Afrika konzentrieren

Wagner-Boss Prigoschin bereitet sich darauf vor, die Aktivitäten in der Ukraine zu reduzieren und sich wieder mehr auf Afrika zu fokussieren. Dabei geht es ihm nicht um Macht – sondern Geld.
Publiziert: 24.03.2023 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2023 um 18:16 Uhr
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Jewgeni Prigoschin, der Chef de Wagner-Gruppe, will sich wieder auf Afrika konzentrieren.
Foto: keystone-sda.ch
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Zu wenig Munition, zu unausgebildet, zu schwach: Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (61) kritisiert die russische Armee. Nun soll er, wie unter anderem «Moscow Times» schreibt, das Fass zum Überlaufen gebracht haben.

«Er verliert sowohl an der realen, als auch an der bürokratischen Front», heisst es. Prigoschin soll laut der Zeitung jetzt seine Aktivitäten auf dem Schlachtfeld einstellen und sich wieder auf Operationen in Afrika konzentrieren wollen. «Wenn wir nicht mehr gebraucht werden, packen wir zusammen und gehen zurück nach Afrika», sagte Prigoschin Anfang Februar. Dieser Zeitpunkt scheint gekommen.

Wagner wird sich nicht aus Ukraine zurückziehen

Aber das russische Militär braucht die Wagner-Leute. Marcel Plichta (28) ist Doktorand am Institut für Kriegs- und Strategiestudien an der Universität St. Andrews und ehemaliger Analyst im US-Verteidigungsministerium. In einem Interview mit Blick erklärt er: «Für das russische Militär würde ein Abzug der Wagner-Söldner bedeuten, dass sie die Drecksarbeit nun selbst machen müssen.» Damit ist gemeint, mehr Risiken einzugehen und brutale Manöver selbst durchzuführen.

Ein vollständiger Rückzug von Prigoschins Männern ist laut Plichta jedoch unrealistisch. Mit dem Engagement in der Ukraine verdient die Wagner-Gruppe viel Geld und Prigoschin kann seine Macht in Russland weiter ausbauen. Aber auch in Afrika hat der Wagner-Boss gute Karten – bessere Karten als in der Ukraine.

Will Prigoschin mehr Macht in Afrika?

In Afrika hat Prigoschin ein Syndikat aufgebaut: Seine Kämpfer unterstützen die Behörden mehrerer Länder und erhalten von ihnen Zugang zu wertvollen Ressourcen. Prigoschin leitet internationale Operationen, die die Gewinnung von Gold, Öldiamanten und Holz in Syrien, Sudan und der Zentralafrikanischen Republik umfassen. Es überrascht daher nicht, dass Prigoschin sich wieder auf den afrikanischen Kontinent konzentrieren möchte – es ist ein lukratives Geschäft. Und, so könnte man denken, eine gute Möglichkeit, seine Macht über die russischen Grenzen hinaus auszudehnen.

Kürzlich wurde berichtet, dass Wagner-Söldner in Burkina Faso einmarschierten, nachdem französische Soldaten von den Behörden des Landes verwiesen wurden waren. Die Wagner-Söldner sind bereits seit 2021 in Mali stationiert, angeheuert von der dortigen Militärregierung. Der Einsatz russischer Söldner war auch einer der Gründe, warum Frankreich und seine westlichen Verbündeten im Februar beschlossen, sich aus Mali zurückzuziehen.

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Wir brauchen mehr Ressourcen, um Wagner in Afrika zu bekämpfen.
Marcel Plichta, Terrorismus-Experte
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Dem Wagner-Boss geht es eher um Geld, als um Macht, erklärt Experte Pichta. Dennoch muss die Gefahr, die von Wagner in Afrika ausgeht, ernst genommen werden. Die politische Instabilität in Mali und anderen Ländern hat zwar zu einem Bruch mit Europa geführt, eröffnet aber auch neue Chancen für Russland in Afrika. Im Westen befürchtet man, dass hinter der Ausweitung der Söldneroperationen in Ländern wie Libyen und Mali eine klare Strategie des Kremls steckt.

Im Februar hat das US-Finanzministerium die Wagner-Gruppe als internationale kriminelle Organisation eingestuft. «Und das zu Recht», findet Plichta. Doch damit ist es noch nicht getan: «Wir brauchen mehr Ressourcen, um Wagner in Afrika zu bekämpfen.»

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