Was hat Donald Trumps (75) ehemaliger Vize im Sinn? Mike Pence (62) ist zurzeit höchst aktiv und tourt durch die USA, um Wahlkampf für republikanische Kongresskandidaten für die Midterms von 2022 zu machen. Doch dürfte es sich auch um eine Kampagne für sich selber handeln. Denn Pence könnte, so vermutet CNN, 2024 fürs US-Präsidium kandidieren.
Es deutet einiges darauf hin. Der frühere Gouverneur von Indiana hilft besonders Kongresskandidaten in Bundesstaaten, die bei der Präsidentschaftswahl eine wichtige Rolle spielen. Pence leiht ihnen Angehörige seines auf 20 Personen aufgestockten Teams aus und berät sie in Wahlkampffragen. Damit holt er sich innerhalb der Partei Sympathien, die er für eine allfällige eigene Nominierung braucht.
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Zudem hat Pence einen Podcast eröffnet. Das Motto: «Amerikanische Freiheit». Seine Kampagnenorganisation hat er «Advancing American Freedom» benannt. Nach Trumps «Make America Great Again» setzt er also voll auf die Freiheit.
Hart, aber höflich
Beobachter geben Pence eine gute Chance. Er hat die gleichen konservativen Ansichten wie Trump, wenn es etwa um Themen wie Einwanderung und Abtreibung geht, aber er hat Manieren und ist verbindlich. Vielen Republikanern gefiel es, dass er am Jahrestag von 9/11 ein Denkmal für Opfer besuchte. Trump hingegen kommentierte an diesem Tag einen Boxkampf in Florida.
Mit seiner Höflichkeit und doch harten Linie könnte es Pence gelingen, den grossen Graben innerhalb der Partei wieder zu verkleinern und die Republikaner zu einen.
Auf der andern Seite könnte ihm gerade diese Höflichkeit zum Verhängnis werden: Viele Anhänger Trumps mögen dessen Ungehobeltheit und Rücksichtslosigkeit. Noch immer geniesst Trump grossen Rückhalt in der Partei.
Freundschaft zerbrochen
Während andere Republikaner auf eine Kandidatur verzichten wollen, falls Trump wieder anträte, würde dessen ehemaliger Vizepräsident laut CNN keine Rücksicht darauf nehmen. Sowieso hängt bei den beiden der Haussegen schief.
Laut einem bald erscheinenden Buch der Journalisten Bob Woodward und Robert Costa hat Trump Pence die Freundschaft gekündigt, weil es Pence nicht gelungen war, Trumps Wahlniederlage rückgängig zu machen. Pence liess darauf Trump bei dessen Abschiedsanlass im Januar links liegen und nahm stattdessen an Joe Bidens (78) Antrittsparty teil.
Trump habe zu Pence gesagt: «Du kannst entweder als Patriot in die Geschichte eingehen, oder du kannst als Pussy in die Geschichte eingehen.» Nun könnte Pence aber sogar als 47. Präsident der USA in die Geschichte eingehen.