Delta-Variante auf dem Vormarsch
Weltärztechef warnt vor Lockerungen

Seit Wochen sinken die Corona-Ansteckungszahlen auch in der Schweiz. Lockerungsschritte liegen darum nahe. Doch nun warnt der Chef des Weltärztebundes vor überhasteten Reaktionen. Neue Gefahr droht von der indischen Delta-Variante.
Publiziert: 18.06.2021 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2021 um 15:20 Uhr
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Der Weltärztechef Frank Ulrich Montgomery warnt vor voreiligen Lockerungsschritten.
Foto: Photothek via Getty Images

Die Lockerungs-Verlockungen sind gross: Bei den schweisstreibenden Temperaturen käme ein Verzicht auf die Maskenpflicht gelegen. Und bei den stetig sinkenden Infektionszahlen würden auch weitere Öffnungsschritte nahe liegen. Auch der Bundesrat denkt mittlerweile über eine Entspannung der Situation nach.

Doch genau davor warnt der Weltärztechef Frank Ulrich Montgomery nun. Der 69-Jährige rät von überhasteten Lockerungen dringend ab. Der Grund für die anhaltende Vorsicht ist die (indische) Delta-Variante des Coronavirus. Diese breitet sich schneller aus als frühere Versionen des Erregers – und sorgt in mehreren Ländern bereits wieder für eine Rückkehr der harten Schutzmassnahmen.

Delta-Variante sorgt für Abrieglung von Lissabon

Die portugiesische Hauptstadt Lissabon hat sich mittlerweile zu einem Hotspot der Delta-Variante entwickelt. Zuletzt wurden dort 928 Fälle innert 24 Stunden gemeldet. Ein schwerer Rückfall für das Land, das im Frühjahr von der Pandemie arg gebeutelt worden war und sich seither – dank strikter Massnahmen – vorbildlich entwickelt hatte.

Das Tückische an Delta-Variante ist laut Montgomery, dass Infizierte sehr schnell eine sehr hohe Viruslast im Rachen hätten. «So können sie andere anstecken, bevor sie überhaupt merken, dass sie sich infiziert haben», sagt der Radiologe den deutschen Medien.

In Portugal haben die Behörden radikal auf die jüngste Ausbreitung reagiert und die Hauptstadt abgeriegelt.

England musste «Freedom Day» verschieben

Auch andere Länder müssen wegen der in Indien zuerst aufgetauchten Variante die bereits geplanten Lockerungsschritte wieder bremsen. So zum Beispiel in Wales: «Wir haben alle Daten überprüft und werden die Änderungen der Regeln um vier Wochen verschieben», twitterte der walisische Regierungschef Mark Drakeford (66) am Donnerstag. Zwar habe Wales noch immer die höchste Impfquote und die niedrigsten Corona-Zahlen im Vereinigten Königreich. Allerdings seien nun in allen Teilen des Landes Fälle der Delta-Variante nachgewiesen worden.

Anfang der Woche hatte bereits Premierminister Boris Johnson (56) für England den ersehnten «Freedom Day» und die damit verbundenen Lockerungen verschoben. Auch dort hatte die Delta-Variante die Fallzahlen wieder explodieren lassen.

Weltärztechef Montgomery befürchtet, dass sich Fehler aus dem vergangenen Sommer nun wiederholen könnten, wenn sich Regierungen zu verfrühten Lockerungen hinreissen lassen und im Spätsommer dann zu viele noch ungeimpfte Reisende wieder in die Heimat zurückkehren.

Corona-Impfung schützt «ziemlich gut» vor Delta-Variante

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat die Delta-Variante ebenfalls auf dem Radar, wie Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle und Impfprogramm, am vergangenen Mittwoch an einer Pressekonferenz sagte. In der Schweiz sei der Anteil dieser Erreger-Version noch relativ tief, so die 56-Jährige. «Das müssen wir unbedingt unter Kontrolle behalten.»

Der Schlüssel zur Eindämmung sieht Masserey in der Corona-Impfung. Wer vollständig geimpft ist, sei «ziemlich gut» vor der Delta-Variante geschützt. (cat/SDA)


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