Es wird zunehmend ruhiger an der Corona-Front. Die Fallzahlen sind weiter im Sinkflug – und SP-Gesundheitsminister Alain Berset (49) fasst bereits weitere Lockerungen ins Auge. Läuft alles gut, fällt die Maskenpflicht schon bald vielerorts und Grossveranstaltungen mit bis zu 5000 Besucherinnen und Besuchern werden wieder möglich. Auch dank der fortschreitenden Impfkampagne: Bereits sind über 2,3 Millionen Menschen hierzulande vollständig geimpft.
Die aktuelle Corona-Lage sieht also gut aus. «Im Moment sehen wir keinen Grund, die Öffnungen zu stoppen», erklärte Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag an einer Medienkonferenz. Auch nicht wegen der (indischen) Delta-Variante, welche in Grossbritannien mittlerweile überhandgenommen hat und auch hierzulande langsam zunimmt.
Noch ist ihr Anteilrelativ tief. «Das müssen wir unbedingt unter Kontrolle behalten», so Masserey. Es ist aber denkbar, dass sich die Delta-Variante auch in der Schweiz durchsetzt. Man beobachte die Situation daher genau, betont die BAG-Frau. Und werde notfalls eingreifen.
Ein entscheidender Faktor, um dies zu verhindern, ist die Impfkampagne. Sei man vollständig geimpft, sei man «ziemlich gut» gegen die Delta-Variante geschützt.
Impfung wirkt mindestens 12 Monate
Und was Masserey schon länger in Aussicht gestellt hat, wird nun umgesetzt: Die Impfung gilt bald schon für 12 statt wie bisher 6 Monate. Die Eidgenössische Impfkommission sei zum Schluss gekommen, dass die Impfung mindestens zwölf Monate vor einer Ansteckung und länger noch vor schweren Verläufen schütze, so Masserey. In den nächsten Wochen würden entsprechende Verordnungen daher angepasst.
Das wirkt sich auch auf die Gültigkeit des entsprechenden Covid-Zertfikats aus!
Auch im Ausland gibt es bezüglich der Schutzdauer Bewegung. «Wir erwarten, dass die Dauer international verlängert wird», so Masserey. Einige Länder hätten die Frist bereits angepasst, weitere dürften folgen. «Das ist eine allgemeine Tendenz aufgrund der Datenlage.»
Gute wirtschaftliche Aussichten
«Wir befinden uns aus epidemiologischer wie auch wirtschaftlicher Sicht in einer guten Situation» erklärte ETH-Ökonom und Konjunkturforscher Jan-Egbert Sturm. Er bestätigte, was er vor kurzem in einem Blick-Interview gesagt hatte: «Wir stecken mitten in einer kräftigen Erholung», so Sturm damals. «Spätestens im Sommer ist die Schweizer Wirtschaft wieder so stark wie vor Corona.»
Auch der Bund prognostiziert eine schwungvolle Erholung der Schweizer Wirtschaft. Konkret rechnet er für 2021 mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte.
Vor drei Monaten hatte die Prognose noch plus 3,2 Prozent gelautet. Auch für 2022 prognostiziert der Bund ein überdurchschnittliches BIP-Wachstum von 3,5 Prozent.