«Das berühmte Licht am Ende des Tunnels kommt näher»: Bundespräsident Guy Parmelin (61, SVP) zeigte sich bei der Ankündigung der nächsten Corona-Lockerungen optimistisch. Und auch Gesundheitsminister Alain Berset (49, SP) kündigte ein absehbares Ende des Corona-Marathons an.
Die Vorschläge, die der Bundesrat am Freitag in die Konsultation mit den Kantonen geschickt hat, bringen die Schweiz einen weiteren Schritt zurück zur Normalität. So sollen die Masken im Freien und im Büro fallen, Clubs dürfen wieder öffnen und mit dem Covid-Zertifikat sollen auch Grossanlässe wieder möglich sein. Definitiv entschieden wird am 23. Juni.
Homeoffice bleibt vorerst
In einem Punkt hat sich Landesregierung aber vorerst keine Lockerungen angekündigt: bei der Homeoffice-Pflicht. Sie wird nur dann eine Empfehlung, wenn ein Betrieb seine Mitarbeitenden wöchentlich testen lässt.
Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bezeichnet Hans-Ulrich Bigler (63), Direktor des Gewerbeverbands, den Entscheid als «nicht nachvollziehbar und realitätsfern». Für kleinere Unternehmen sei der Aufwand der Tests zu gross, das ganze eine «Schikane». Und auch der Schweizerische Arbeitgeberverband zeigt sich enttäuscht, hat der Bundesrat vorerst nicht vor, Homeoffice ganz aufzuheben.
Streit um Zertifikat in Restaurants
Auch Casimir Platzer (58), Präsident des Branchenverbandes Gastrosuisse, hat mit der Landesregierung ein Hühnchen zu rupfen. Zwar hat der Bundesrat bei den Restaurants einige Lockerungen vor, was der Verband auch begrüsst: Auf der Terrasse sollen die Masken und die Personengrenzen fallen, drinnen sind sechs Personen pro Tisch erlaubt. Auf gewisse Schutzkonzepte im Innern dürfen Wirte aber auch verzichten – wenn sie das Covid-Zertifikat für den Eintritt verlangen. Letztes weist nach, ob jemand geimpft, genesen oder getestet und damit nicht ansteckend ist.
Gastrosuisse macht sich nun Sorgen, dass das Zertifikat bei einer Verschlechterung der Lage Pflicht werden könnte, wie der Verband mitteilt. «Das schafft Privilegien für Geimpfte und verzerrt den Wettbewerb massiv», warnt Platzer. Gastrosuisse fordert nun vom Bundesrat, auch Restaurants zum sogenannt «grünen Bereich» zu erklären – analog zum öffentlichen Verkehr, wo das Zertifkat nicht zum Einsatz kommen darf.
EU anerkennt Zertifikat noch nicht
Beim Zertifikat selbst ist auch noch nicht alles grünen Bereich. Zwar kündigte Philippe Voirol, Direktor des Bundesamts für Informatik (BIT), am Freitag an, die EU habe die Schweizer Lösung anerkannt. Die Reaktion aus Brüssel folgte aber sofort: Stimmt gar nicht. Die offizielle Anerkennung sei noch gar nicht möglich, weil die gesetzliche Grundlage der EU noch nicht in Kraft ist, wie ein Sprecher gegenüber «SRF» sagte.
Tatsächlich hatte sich Voirol missverständlich ausgedrückt, so eine Sprecherin des BIT: Die EU habe lediglich bestätigt, dass das Zertifikat auf technischer Ebene kompatibel ist. (gbl)