«Der Impfstoff schützt mindestens 12 Monate»
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BAG-Experten über Schutz:«Der Impfstoff schützt mindestens 12 Monate»

Wie gefährlich ist der Mutant?
Was wir über die Delta-Variante wissen – und was nicht

Seit einigen Tagen macht die Delta-Variante des Coronavirus wieder Schlagzeilen. Doch wie gefährlich sie wirklich ist, ist unbekannt. Blick klärt auf.
Publiziert: 16.06.2021 um 19:10 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2021 um 08:10 Uhr
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Delta heisst die indische Variante des Coronavirus – weil sie zuerst in Indien auftauchte und dort viele Todesopfer forderte. Im Bild: Verbrennungszeremonien in Neu-Delhi.
Foto: imago

Was ist die Delta-Variante?

Die Delta-Variante wurde bis vor kurzem als indische Variante bezeichnet, weil sie im März zuerst in Indien auftrat. Dort hat sie zu Hunderttausenden Infizierten, Erkrankten und Todesopfern geführt.

Warum spricht man jetzt darüber?

Die Delta-Variante hat sich längst auch im Rest der Welt ausgebreitet. In Grossbritannien – das traditionell enge Beziehungen zu Indien hat – ist sie gar zur dominanten Variante geworden. Etwa 90 Prozent aller Neuinfektionen gehen auf ihr Konto, es gibt bereits 42'000 Fälle. Und nicht nur das: Dadurch steigt auch die Gesamtzahl aller Neuinfektionen wieder an. Grossbritannien verzeichnet derzeit so viele Ansteckungen pro Tag wie zuletzt Ende Februar. Premier Boris Johnson (56) hat darum weitere Lockerungen gestoppt. Doch Delta ist nicht nur im UK daheim – mittlerweile wurde sie auch in 70 weiteren Ländern registriert. In den USA gehen schon zehn Prozent aller Neuinfektionen aufs Konto der Delta-Variante – und die Zahlen verdoppeln sich alle sieben bis zehn Tage.

Und in der Schweiz?

Noch immer ist in der Schweiz die Alpha-Variante (vormals britische Mutation) dominant. Aktuell gehen etwa 92 Prozent aller Infektionen auf
ihr Konto – das ursprüngliche Coronavirus kommt fast gar nicht mehr vor. Der 7-Tage-Schnitt der Delta-Verbreitung lag am 3. Juni (dem letzten verfügbaren Tag) bei fünf Prozent. Aber: Der Mutant scheint aufzuholen. Noch am Vortag betrug der 7-Tage-Schnitt 1,3 Prozent. Doch Vorsicht: Beim steilen Anstieg kann es sich auch um einen statistischen Ausreisser handeln. Allerdings: Die Reisefreudigkeit in den Sommerferien dürfte die Verbreitung begünstigen. Noch sei aber alles unter Kontrolle, so Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG). Man beobachte die Situation jedoch genau und werde notfalls eingreifen.

Also wird Delta auch hierzulande Alpha ablösen?

Die meisten Virologen und Epidemiologen gehen davon aus. «Delta wird sicherlich im Herbst mitmischen», sagt etwa Virologe Christian Drosten (49) im «Coronavirus-Update» des deutschen Radiosenders NDR. Die grosse Frage scheint aber nicht zu sein, ob Delta Alpha ablöst – sondern auf welchem Niveau. Bleiben die Zahlen insgesamt niedrig, droht kein böses Erwachen.

Ist Delta ansteckender?

Ja. Aber noch weiss niemand, wie sehr. Die Schätzungen gehen von 40 bis 60 Prozent im Vergleich zu Alpha aus – die bereits etwa 50 Prozent ansteckender ist als das Originalvirus. Einig sind sich die Experten darin, dass Delta die ansteckendste Variante des Coronavirus ist, die wir bisher kennen.

Ist Delta auch gefährlicher?

Darüber ist eigentlich zu wenig bekannt. Aus Grossbritannien werden wieder mehr Hospitalisierungen und Todeszahlen gemeldet. So starben nach neusten Angaben sogar zwölf Patienten, die zweimal geimpft waren. Allerdings ist über diese Todesfälle nichts Genaueres bekannt: weder das Alter noch ob es sich vielleicht um einen Ausbruch in einem Pflegeheim gehandelt hat. Oder ob es Menschen traf, deren Immunsystem durch Medikamente unterdrückt wurde. Ausserdem treten Hospitalisierungen und Todesfälle ja erst Wochen nach der Infektion auf. Das heisst: Wer jetzt im Spital liegt, hat sich vor vier bis sechs Wochen angesteckt. Damals kursierte das Virus vor allem in der indischstämmigen Bevölkerung Grossbritanniens. Bei dieser sei jedoch, wie in vielen migrantischen Communitys, die Impfrate eher niedrig, wie Drosten sagt. Erst wenn sich Delta auch in der breiten Bevölkerung durchgesetzt habe, werde man «wirklich sehen, was es mit der Krankheitsschwere bei diesem Virus auf sich hat».

Schützt die Impfung?

Ja. Wobei es Unterschiede gibt: Es sieht derzeit danach aus, dass mRNA-Impfstoffe wie jene, die in der Schweiz eingesetzt werden, besser vor dem Virus schützen als etwa Astrazeneca. So geht das britische Gesundheitsamt bei einer vollständigen Impfung mit Pfizer/Biontech von einem 88-prozentigen Schutz aus, bei Astrazeneca «nur» von 60 Prozent. Was ebenfalls dazukommt: Wer nur einmal geimpft ist, ist weniger gut vor Delta geschützt – nämlich zu 33 Prozent. Das kann man gut in Grossbritannien beobachten: Obwohl derzeit 43 Prozent vollständig geimpft sind und mehr als 60 Prozent zumindest einen Piks bekommen haben, kann Delta sich ausbreiten. Insbesondere jedoch in der Altersgruppe zwischen zehn und 39 Jahren – die weniger oder gar nicht geimpft ist. Ganz anders bei vollständig Geimpften: In einer grossen britischen Studie, an der 45'000 geimpfte Angestellte im Gesundheitswesen teilnahmen, konnte kein Anstieg der Neuinfektionen festgestellt werden. Das heisst: Der beste Schutz vor Delta sind zwei kleine Stiche. Je schneller wir die haben, desto weniger gefährlich ist die indische Variante.

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