Auf einen Blick
- USA skizziert Friedensplan für Ukraine mit Zugeständnissen und europäischer Verantwortung
- Trump und Putin vereinbaren Gespräche zur Beendigung des Krieges
- Russland kontrolliert derzeit rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets
Für Kreml-Herrscher Wladimir Putin (72) sind das gute Nachrichten: US-Verteidigungsminister Pete Hegseth (44) machte klar, dass die Ukraine Federn lassen und besetzte Gebiete an Russland abtreten muss.
Und Donald Trump (78) vermeldet, er habe mit Putin lange telefoniert, um über die Zukunft der Ukraine zu verhandeln. Fazit: «Wir sind übereingekommen, sehr eng zusammenzuarbeiten und auch die Nationen des jeweils anderen zu besuchen.» Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (48) wurde erst in einem späteren Telefon «informiert», wie es Trump selbst formulierte. Auch Europa steht geschwächt da.
Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zum Ukraine-Paukenschlag.
Was hat US-Verteidigungsminister Hegseth gesagt?
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth (44) sprach bei einem Ukraine-Treffen in Brüssel. Er bestätigte düstere Vorahnungen der Ukrainer und Europäer.
Die Rückkehr zu den ukrainischen Grenzen vor 2014 sei unrealistisch: «Dieses illusorische Ziel zu verfolgen, wird den Krieg nur verlängern und mehr Leid verursachen», sagte er.
Auch einen Beitritt zur Nato schloss Hegseth aus. «Die Vereinigten Staaten glauben nicht, dass eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ein realistisches Ergebnis einer Verhandlungslösung ist.»
Was hat Trump gesagt?
Donald Trump erklärte, er habe am Mittwoch ein «langes und sehr produktives Telefongespräch» mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geführt. Man wolle unverzüglich Gespräche zur Beendigung des Krieges in der Ukraine aufzunehmen.
«Ich glaube, dass diese Bemühungen zu einem erfolgreichen Abschluss führen werden, hoffentlich bald!» schrieb Trump auf Truth Social. «Wir wollen das millionenfache Sterben im Krieg mit Russland/Ukraine stoppen.»
Knallen jetzt die Korken im Kreml?
Ja, denn Russland könnte mindestens einen Teil seiner Kriegsziele erreichen. Russland kontrolliert derzeit rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets im Süden und Osten des Landes. Diese Gebiete sind rohstoffreich und industrialisiert – deshalb könnten sie für Putin wertvoll sein. Weiterhin besetzt Russland schon seit 2014 die Schwarzmeerhalbinsel Krim.
Russland hatte stets gefordert, dass die Ukraine nicht der Nato beitritt. Auch hier könnte sich der Kreml also durchsetzen.
Dazu kommt: Der russische Präsident, seit Kriegsausbruch Persona non grata in der westlichen Welt, wurde vom US-Präsidenten in die USA eingeladen. Statt drohender Verhaftung und internationaler Ächtung geniesst Putin vielleicht also bald den ganz grossen Empfang.
Ist Selenski der Verlierer?
Selenski hat in der Verteidigung der Ukraine viele Erfolge erzielt. Das lange verfolgte Hauptziel – das gesamte Territorium der Ukraine zu verteidigen – dürfte er nun aber nicht erreichen. Für die Ukraine sind die Aussagen von Hegseth daher ein herber Rückschlag, der sich allerdings seit längerem angedeutet hat.
Dass die Ukraine die Kontrolle über rund 20 Prozent des eigenen Territoriums verlieren werde, sei praktisch unvermeidlich, sagte Militärexperte Ralph Thiele vor einer Woche im Blick-Interview. Langfristig könne die Ukraine hoffen, die Gebiete wieder zurückzuerhalten – im Sinne einer Wiedervereinigung nach mehreren Jahrzehnten. Kurzfristig sei dies aber praktisch ausgeschlossen. «Das ist eine klare Kiste», sagt Thiele. «Freund und Feind werden Selenski die Pistole auf die Brust setzen.»
Was wollen die Amerikaner?
Mit dem raschen Frieden verfolgt Donald Trump drei Ziele: Erstens will er den Krieg in der Ukraine rasch beenden.
Zweitens will er den Fokus des US-Verteidigungsapparats weg von Europa lenken. Die USA möchten sich stärker auf die Sicherung der eigenen Grenzen und auf den Konflikt mit der Supermacht China konzentrieren.
Drittens wollen die USA schon länger die europäischen Staaten bei der Sicherheit stärker in die Pflicht nehmen. «Die Vereinigten Staaten bleiben dem Nato-Bündnis und der Verteidigungspartnerschaft mit Europa verpflichtet – ohne Wenn und Aber», betonte Hegseth in Brüssel. Ein «unausgewogenes Verhältnis» würden die USA aber nicht mehr tolerieren. Die Europäer müssten deutlich mehr in ihre Verteidigung investieren – und voraussichtlich den überwiegenden Teil der militärischen Hilfen für die Ukraine stemmen.
Was heisst das für die Europäer?
Europäische Sicherheitsexperten haben lange davor gewarnt, Russland einen grösseren Landgewinn in der Ukraine zuzugestehen – weil sich damit der Krieg für Putin mindestens teilweise «gelohnt» haben könnte. Dies könnte weitere Eroberungsgelüste wecken. Trotz dieser Furcht konnten oder wollten die Europäer die ukrainische Armee jedoch nicht so ausrüsten, dass sie die Russen aus dem Land hätte vertreiben können.
Der deutsche Militärexperte Carlo Masala (56) sprach im Podcast «Ronzheimer» von einer «Lose-Lose-Situation». «Wir werden eine Verhandlung bekommen, über die Köpfe der Ukraine und der Europäer hinweg», befürchtete Masala. «Wir werden nicht gefragt werden, ob wir mit dem Ergebnis einverstanden sind.»
Womöglich müsse Europa den Frieden danach selbst sichern. «Wenn ich Putin wäre, würde ich in die Hände klatschen», so Masala.
Wie geht es weiter?
Trumps Sondergesandter für die Ukraine, der frühere General Keith Kellogg (80) will am Wochenende während der Münchner Sicherheitskonferenz über den Stand der Verhandlungen informieren. «Wir haben hier eine echte Chance, den Krieg zu beenden», sagte er.
Ob Trump seinen Ukraine-Deal tatsächlich abschliessen kann, ist aber noch nicht definitiv. Tatiana Stanovoya, Russland-Expertin beim Think-Tank «Carnegie Russia Eurasia Center», sagt: Die Verhandlungen könnten auch noch scheitern, etwa wenn Putin zu viel Kontrolle über die Ukraine wolle. Bisher habe sich der Kreml auch irritiert über die mögliche Präsenz von internationalen Truppen in der Ukraine gezeigt.