Boris Johnson (58) möchte heiraten. Richtig pompös, im Herrenhaus «Chequers», dem offiziellen Landsitz des britischen Premierministers. Er und seine Frau Carrie (34) heirateten bereits im Mai 2021 heimlich, in kleinem Rahmen.
Das grosse Fest soll Ende Juli folgen. Das könnte ein Grund sein dafür, dass Johnson am Donnerstag erklärte, zwar zurücktreten zu wollen, aber nicht sofort, sondern erst, wenn am Parteitag im Oktober ein Nachfolger bestimmt worden sei. Denn die Hinhaltetaktik könnte eher privater statt politischer Natur sein: Ohne das Amt als Premierminister müsste Johnson für eine Fete auf einem Schloss tief in die Tasche greifen.
«Es ist kaum zu glauben, dass nach all der Kritik an Johnsons Integrität einer der Gründe, warum er bleibt, darin besteht, seine Hochzeitsparty in Chequers zu feiern», sagt eine Tory-Quelle zur britischen Zeitung «The Mirror». Johnson solle das einzig Richtige tun und sich eben einen anderen Ort zum Heiraten suchen. Eine andere Quelle fügt hinzu: «Es ist krass, wenn er das so durchzieht.»
Wer darf oder will überhaupt noch kommen?
Die Johnsons haben ein weiteres Problem: die Gästeliste. Zwar sind die «Save the Date»-Karten bereits letztes Jahr verschickt worden. Doch nach unzähligen Skandalen ihres Premiers sind alleine diese Woche über 50 Regierungsvertreter zurückgetreten – darunter einige, die Johnson seit Jahrzehnten kannte. Diese Menschen wären an der Hochzeit kaum mehr willkommen – falls sie denn überhaupt noch kommen wollen.
Johnsons Vorgänger als Premierminister, David Cameron (55) und Theresa May (65), mussten ebenfalls zurücktreten. Auch sie blieben so lange im Amt, bis ein Nachfolger bestimmt wurde. Das kann Monate dauern. Für viele Tories ist Johnson bereits heute nicht mehr tragbar – sie möchten ihn am liebsten sofort ersetzen. Kandidaten gäbe es einige.
«Er muss ganz weg»
Da es in Grossbritannien aber keine schriftliche Verfassung gibt, ist es schwer, Johnson vorher aus dem Amt zu jagen, wenn er das nicht möchte. Das ist für seine Partei problematisch. Einerseits dürften viele der 50 zurückgetretenen Regierungsmitglieder nicht wiederkommen wollen, solange er noch da ist. Andererseits besteht die Angst, dass Johnson in seinen letzten Monaten noch wichtige Amtsentscheide durchboxen will.
Keir Starmer (59), Vorsitzender der konkurrenzierenden Labour-Partei, drohte bereits mit einer Misstrauensabstimmung im Parlament und anschliessend erzwungenen Wahlen, falls Johnson nicht sofort zurücktrete: «Er muss ganz weg. Noch ein paar Monate bleiben zu wollen, das ist so ein Unsinn.»
Johnson soll sich bei der Queen entschuldigen
George Freeman (54), der diese Woche als Wissenschaftsminister zurücktrat, sagte, Johnson müsse sich bei der Queen entschuldigen und ihr raten, einen geschäftsführenden Premierminister zu berufen.
«Dieser muss das Amt noch heute übernehmen, damit die Minister wieder an die Arbeit gehen können und wir einen neuen Vorsitzenden der Konservativen wählen können, um den Schaden zu beheben und das Vertrauen wiederherzustellen.»
Das würde aber bedeuten, dass Boris Johnson nicht in dem Schloss heiraten kann. Genau das will er offenbar um jeden Preis verhindern. (vof)