Hier explodiert das Haus von Hamas-Chef al-Sinwar
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Israelische attacke:Hier explodiert das Haus von Hamas-Chef al-Sinwar

Dabei liessen sie Jihia al-Sinwar (59) erst noch frei
Israeli jagen brutalen Hamas-Chef

In der Nacht bombardierten die Israeli im Gazastreifen das Haus von Hamas-Chef Jihia al-Sinwar. Sinwar, der früher zu viermal lebenslanger Haft verurteilt worden war, hatte einst auch die Schweiz in Bedrängnis gebracht.
Publiziert: 16.05.2021 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2021 um 16:02 Uhr
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Jihia al-Sinwar ist der Anführer der Hamas im Gazastreifen. 2018 rief er zum «Marsch der Rückkehr» auf.
Foto: Getty Images
Guido Felder

Nach massiven Raketenangriffen aus dem Gazastreifen hat Israels Luftwaffe dort nach Medienberichten das Haus des Hamas-Chefs Jihia al-Sinwar (59) in Chan Junis beschossen. Ob Sinwar beim Angriff verletzt oder getötet wurde, ist nicht bekannt.

Sinwar hatte Anfang 2017 Ismail Haniyeh (59) als Hamas-Anführer im Gazastreifen abgelöst und gilt somit als Herrscher des Gazastreifens. Er sässe bis zum Ende seiner Tage in Haft, wäre er nicht bei einem umstrittenen Gefangenenaustausch von 1027 Palästinensern gegen den israelischen Soldaten Gilad Shalit (34) 2011 frei gekommen.

Sinwar war zu viermal lebenslanger Haft verurteilt worden, weil er sich 1994 an der Entführung und Ermordung des Soldaten Nachschon Wachsmann (†19) beteiligt hatte.

«Die Herzen herausreissen»

Sinwar ist Mitbegründer des militärischen Flügels der Hamas. Nach Einschätzung der Jerusalem Post ist er für seine extremen Positionen und als radikaler Ideologe bekannt. Den Shalit-Deal habe er abgelehnt, weil die Hamas-Führung seiner Ansicht nach noch mehr hätte herausholen können.

Er macht laufend Druck, um weitere Palästinenser freizubekommen. Die Hamas fordert, dass alle Palästinenser frei gelassen werden, die nach dem Shalit-Deal 2011 erneut gefangen genommen worden sind. Wegen der Vertreibung der Palästinenser vor 70 Jahren hatte Sinwar 2018 zum «Marsch der Rückkehr» aufgerufen und den Israeli gedroht: «Wir werden die Grenze einreissen und ihre Herzen herausreissen.»

Schweizer Diplomat verärgert Israel

Ende 2017 liess sich der Schweizer Vertreter in den palästinensischen Gebieten, Julien Thöni, mit Sinwar ablichten, was die Israeli verärgerte. Das Aussenministerium in Tel Aviv verhängte für die Schweizer Diplomaten daher ein vorübergehendes Zutrittsverbot für den Gazastreifen.

Zwar ist bekannt, dass sich die Schweiz seit vielen Jahren mit der palästinensischen Terrororganisation austauscht. Doch das geschieht zumeist diskret, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Thöni ist inzwischen Generalkonsul in Istanbul.

In Flüchtlingslager aufgewachsen

Sinwar wurde 1962 in einem Flüchtlingslager in Chan Junis geboren, wo er einige Jahre seiner Kindheit verbrachte. Nach seiner Matura studierte er an der Islamischen Universität in Gaza Arabistik.

2017 prophezeite Jaron Blum, früherer Mitarbeiter des israelischen Schin-Bet-Inlandsgeheimdienstes, dass Sinwar gegenüber Israel eine härtere Gangart einschlagen werde. Er werde alles für neue Angriffe tun und versuchen, Soldaten und Zivilisten zu entführen, um einen neuen Gefangenenaustausch zu erzwingen.

Angriff auf Hamas-Tunnels

Die aktuellen Aggressionen zeigen, dass er Recht hatte. Militante Palästinenser haben in der Nacht auf Sonntag den Grossraum Tel Aviv sowie weitere israelische Ortschaften erneut massiv mit Raketen beschossen. Seit Ausbruch des Konflikts haben die Hamas 2900 Raketen auf Israel abgeschossen.

Israel schlägt daher zurück. Nach Angaben der Armee wurden Büros und Häuser wichtiger Hamas-Mitglieder und auch das Tunnelnetzwerk der Hamas angegriffen. Binnen 24 Stunden habe die Luftwaffe 90 Ziele militanter Palästinenser angegriffen.

In der Stadt Gaza wurden nach Augenzeugenberichten fünf Häuser zerstört. Man befürchte viele Tote und Verschüttete unter den Trümmern. Nach palästinensischen Angaben waren es die bisher schwersten Luftangriffe im Gazastreifen.

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