Israel ist massiv unter Beschuss. Militante Palästinenser haben seit Montag aus dem Gazastreifen Hunderte Raketen abgefeuert. Dabei schossen sie sich aber teilweise ins eigene Bein: Dank Israels Abfangsystem «Eisenkuppel» konnten rund 90 Prozent der Geschosse vor dem Einschlag gestoppt werden. Rund ein Drittel der abgefangenen Raketen sind sogar noch im Gazastreifen niedergegangen und haben da wohl Opfer gefordert.
Das von Israel entwickelte Abwehrsystem, auf Englisch «Iron Dome», schützt das Land vor Kurzstreckenraketen mit einer Reichweite von 5 bis 70 Kilometern. Es ist das Kernstück von Israels Verteidigung.
Eine mobile Einheit des Systems setzt sich aus Radar, Kontrollzentrum und bis zu vier Startrampen für je 20 Abfangraketen zusammen. Sobald das Radar den Start einer feindlichen Rakete erkennt, berechnet das System umgehend deren Flugbahn und vermutlichen Einschlagpunkt.
Günstige Raketen
Sofern der Zielpunkt in eine besiedelte Zone oder eine andere Schutzzone fällt und somit die Kosten einer Abwehrmassnahme gerechtfertigt sind, werden nach manueller Bestätigung eine oder mehrere Abfangraketen gezündet. Diese sind sehr agil. Sie verfügen über einen Radarsuchkopf und ein Steuerleitwerk. Eine Batterie kann ein Gebiet von 150 Quadratkilometern gegen Raketen und Artillerieangriffe verteidigen und gleichzeitig bis zu sechs Objekte erfassen.
Der Vorteil neben der Flexibilität und der schnellen Reaktion sind beim israelischen Iron Dome die relativ tiefen Kosten. Während die US-Luftabwehrrakete RIM-162 Evolved Sea Sparrow zwischen 640'000 und 800'000 Dollar kostet, ist eine Rakete aus dem Iron Dome mit rund 20'000 Dollar wesentlich billiger.
Jedem anfliegenden Objekt begegnen die Israeli nach Möglichkeit mit zwei Abwehrraketen, um die Wahrscheinlichkeit einer Abwehr zu optimieren. Somit kostet eine Abwehr um die 40'000 Dollar, was immer noch relativ günstig ist.
Nicht für Hightech-Waffen
Die Schwächen der Eisenkuppel: Er ist für Überschall-Waffen zu langsam. Auch könnte man mit Schwärmen von Billigraketen die Magazine der Eisenkuppel schnell zum Leeren bringen. Doch keine dieser Gefahren geht momentan von den nahen Feinden aus. Zudem verfügt Israel auch über moderne Systeme, um auf feindlichem Gebiet Abschussanlagen angreifen und ausschalten zu können.
Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist in den vergangenen Tagen gefährlich eskaliert. Auf dem Tempelberg in Jerusalem gab es schwere Zusammenstösse. Palästinensische Rettungskräfte sprachen von Hunderten Verletzten. Nach Polizei-Angaben wurden fast zwei Dutzend Beamte verletzt.
Wurden Kinder getötet?
Am frühen Montagabend begannen militante Palästinenser im Gazastreifen damit, Raketen auf Israel abzuschiessen. Ein Hamas-Sprecher sagte, diese seien eine «Botschaft» an den Feind Israel und eine «Reaktion auf seine Verbrechen und Aggression gegen die heilige Stadt». Zu den Angriffen bekannte sich auch die Gruppe Islamischer Dschihad.
Auf israelischer Seite gab es durch Raketeneinschläge einige wenige Verletzte. Im Gazastreifen sollen laut palästinensischen Angaben 20 Menschen durch israelische Vergeltungsangriffe getötet worden sein, darunter neun Kinder. Israel meldete, dass mindestens elf Hamas-Mitglieder getötet worden seien.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (71) bereitete die israelischen Bürger auf einen längeren Konflikt vor.
Die Spannungen im Westjordanland und im arabisch geprägten Osten Jerusalems hatten sich seit Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan verschärft. Viele Palästinenser sind zornig, weil die Polizei Bereiche der Altstadt abgesperrt hatte, um Versammlungen zu verhindern. Zudem drohen einigen palästinensischen Familien im Stadtteil Scheich Dscharrah Wohnungsräumungen durch israelische Behörden. (gf)