Hunderte Verletzte bei Zusammenstössen auf dem Tempelberg
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Spannungen in Jerusalem
Hunderte Verletzte bei Zusammenstössen auf dem Tempelberg

Die Lage im Westjordanland und im arabisch geprägten Ostteil Jerusalems ist seit Beginn des Fastenmonats Ramadan angespannt. Auch am Montag kam es zu Auseinandersetzungen.
Publiziert: 10.05.2021 um 09:44 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2021 um 18:00 Uhr
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Sicherheitskräfte gehen gegen palästinensische Demonstranten vor.
Foto: AFP

Seit Tagen kommt es in der Altstadt von Jerusalem zu Zusammenstössen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften. Auf dem Tempelberg ist es am Montagmorgen zu neuen schweren Auseinandersetzungen gekommen. Die Sorge vor einem grösseren Konflikt wächst.

Videos im Internet zeigten, wie Polizisten vor der Al-Aksa-Moschee Blendgranaten, Tränengas und Gummigeschosse gegen Steine werfende Palästinenser einsetzten.

Flaggen-Märsche eingeschränkt

Israel begeht am Montag den Jerusalem-Tag. Das Land feiert damit die Eroberung des arabischen Ostteils von Jerusalem einschliesslich der Altstadt während des Sechstagekriegs 1967.

Nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmondes wurden 215 Menschen verletzt, vier davon schwer. Etwas mehr als 150 Menschen seien in Krankenhäuser gebracht worden. Der Polizei zufolge wurden neun Beamte verletzt. Die Zahl der Verletzten könnte sich noch erhöhen.

Es gab Vorwürfe, dass Israel Sanitätern den Zugang zum Gelände verwehrt. Dort soll es noch Verletzte geben. Konfrontationen hatte es im Laufe der Nacht bereits am Damaskustor und im Viertel Scheich Dscharrah gegeben. Auch aus anderen Städten wurden Proteste gemeldet.

Aus Sorge vor Gewalt hatte die israelische Polizei Juden am Montag verboten, bei geplanten Flaggenmärschen durch die Altstadt auch den Tempelberg zu besuchen. Die Palästinenser sehen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen eigenen Staates.

Herausragende Bedeutung

Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist für Juden wie Muslime von herausragender Bedeutung. Es ist die drittheiligste Stätte im Islam. Zugleich standen dort früher zwei jüdische Tempel, von denen der letzte im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. Die Klagemauer ist ein Überrest jenes zerstörten Tempels und die heiligste Stätte der Juden.

Hussein al-Scheich, Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, kritisierte die «Erstürmung» des Tempelberg-Geländes durch die israelische Polizisten. Die Palästinenserführung halte sich alle Optionen offen, um darauf zu reagieren.

UN-Generalsekretär fordert Zurückhaltung

Jordaniens Aussenministerium erklärte, es habe Israels Geschäftsträger in dem Land einbestellt. Die US-Regierung zeigte sich beunruhigt. UN-Generalsekretär António Guterres forderte Israel nach Angaben eines Sprechers auf, «maximale Zurückhaltung» zu üben. Einem Bericht der Zeitung «Times of Israel» zufolge wird sich der UN-Sicherheitsrat mit der Situation in Jerusalem befassen.

Auf einer Strasse am Rande der Altstadt von Jerusalem kam es am Vormittag zu einem Zwischenfall: Ein israelischer Autofahrer rammte mit seinem Auto einen Palästinenser, nachdem sein Fahrzeug von einer Gruppe von Palästinensern mit Steinen beworfen worden war. Die israelische Polizei teilte mit, der Mann habe die Kontrolle über das Auto verloren. Anschliessend wurde der Fahrer von einer Menge attackiert. Ein israelischer Polizist schoss in die Luft und zwang die Palästinenser, von ihm abzulassen.

Bereits am Wochenende über 300 Verletzte

Die Lage im Westjordanland und im arabisch geprägten Ostteil Jerusalems ist seit Beginn des Fastenmonats Ramadan angespannt. Bei heftigen Zusammenstössen waren in Jerusalem seit Freitag rund 300 Palästinenser und rund 20 Polizisten verletzt worden. Viele Palästinenser sind zornig, weil die Polizei Bereiche der Altstadt abgesperrt hatte, um Versammlungen zu verhindern. Ausserdem drohen einigen palästinensischen Familien im Stadtteil Scheich Dscharrah Wohnungsräumungen durch israelische Behörden.

Zuvor hatten militante Palästinenser aus dem Gazastreifen erneut Raketen auf das israelische Grenzgebiet abgefeuert. In der Stadt Sderot und anderen Ortschaften heulten nach Militärangaben die Warnsirenen. Es seien drei Geschosse abgefeuert worden. Eines davon habe offensichtlich die Raketenabwehr Eisenkuppel abgefangen.

Fischereizone vor Gaza geschlossen

Am Sonntagabend hatten militante Palästinenser bereits vier Raketen in Richtung Israel abgeschossen. Ausserdem wurden Spreng- und Brandballons über die Grenzanlage geschickt. Israelische Panzer beschossen daraufhin Stützpunkte der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas. Israel schloss am Morgen zudem den Erez-Grenzübergang zu dem Palästinensergebiet.

Am Sonntagabend hatte Israel bereits die Fischereizone vor dem Gazastreifen bis auf weiteres geschlossen. Die Hamas hat sich mit den Menschen in Jerusalem solidarisch erklärt. Bei Ramadan-Gebeten auf dem Tempelberg waren zuletzt auch Hamas-Flaggen geschwenkt worden. (SDA)

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