Angesichts schlechter Umfragewerte und Warnungen von Verbündeten scheint jetzt auch US-Präsident Donald Trump (74) zur Erkenntnis gelangt, dass er sich nicht länger auf der Zielgeraden in Richtung Wiederwahl im November befindet. Im Gegenteil scheint Trump auf bestem Weg, als US-Präsident mit nur einer Amtszeit in die Geschichte einzugehen. Das traf letztmals George Bush senior (1924–2018) im Jahr 1992, mit seiner Wahlniederlage gegen Bill Clinton (73).
Ausgerechnet jetzt, wenn Trump Wahlkampf machen will, geht der Amtsinhaber durch die schlimmste Zeit seiner Präsidentschaft. Die Coronavirus-Pandemie und die landesweiten Unruhen gegen Rassismus lösen einen massiven Wirtschaftseinbruch und weltweiten Vertrauensverlust in die USA aus.
Trumps erste Wahlkundgebung seit März letzte Woche in Tulsa, Oklahoma, erwies sich als peinlich. Die Halle blieb halbleer. Mit hängendem Kopf, loser Krawatte und offenem Hemd kehrte ein gedemütigter Präsident, der sonst doch immer nur so vor Selbstvertrauen strotzt, nach Washington zurück.
Trump räumt mögliche Niederlage ein
Jetzt räumt selbst Trump ein, dass er mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen anfangs November am Verlieren sein könnte. Bei einer «Town Hall»-Veranstaltung von «Fox News» letzte Woche sprach Trump erstmals von einer möglichen Wahlniederlage. Trump sagte, dass Joe Biden (77) sehr wohl «euer Präsident werden wird, weil einige Leute mich vielleicht nicht lieben».
Noch dauert es mehr als vier Monate bis zu den Wahlen am 3. November – wenn diese angesichts von Covid-19 überhaupt stattfinden. Trump verbleibt genügend Zeit, das Ruder herumzureissen. Schon gegen Hillary Clinton (72) vor vier Jahren lag er laut Meinungsumfragen zurück.
Laut Gesprächen mit Personen, die Trump nahe stehen, weist der Präsident Ermüdungsspuren auf und wirkt führungslos. Das berichtet «Politico». Von einem «unkonzentrierten Kandidaten» ist die Rede, der sich selbst wiederholt das Wasser abgräbt.
Trump-Team verbreitet Zuversicht
«Nach dem derzeitigen Kurs steht Präsident Trump am Abgrund einer der schlimmsten Wahlniederlagen bei modernen Präsidentschaftswahlen und der historisch schlimmsten für einen amtierenden Präsidenten», sagt Sam Nunberg (39), ein ehemaliger Trump-Berater, der sich weiterhin als Unterstützer des Präsidenten bezeichnet.
Offenbar will ein alarmierter Trump bei der Kampagnenplanung mehr mitreden und sein Schwiegersohn Jared Kushner (39) soll eine noch aktivere Rolle übernehmen. Trumps Kampagnenteam ist derweil bemüht, Zuversicht zu verströmen. «Im Jahr 2016 herrschte ein ähnliches Unbehagen», sagte Trumps Kampagnensprecher Tim Murtaugh, «und wenn sich dieses als richtig herausgestellt hätte, wäre Hillary Clinton jetzt im Weissen Haus».
«Joe Biden ist der schwächste demokratische Kandidat seit einer Generation, und so stellen wir ihn auch dar», sagt Murtaugh. «Bis zum Wahltag sind es noch vier Monate. Am Ende wird es eine klare Wahl sein zwischen Präsident Trumps unglaublicher Erfolgsbilanz und Joe Bidens Scheitern während eines halben Jahrhunderts in Washington.»