«Haben Hinweise, dass Mutanten-Virus tödlicher ist»
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Boris Johnson warnt:«Hinweise, dass Mutanten-Virus tödlicher ist»

Boris Johnson über neue Studie
«Haben Hinweise, dass Mutanten-Virus tödlicher ist»

In Grossbritannien ist eine Studie erschienen, laut der die Corona-Mutation um 30 Prozent tödlicher ist als das bisherige Virus. Premierminister Boris Johnson hat die Resultate bestätigt.
Publiziert: 22.01.2021 um 20:50 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2021 um 14:21 Uhr
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Boris Johnson sagte an einer Pressekonferenz, es gebe Hinweis, dass die britische Mutation B117 tödlicher sei als die bisherige.
Foto: AFP

Auch das noch! Die britische Corona-Mutation B117 ist möglicherweise tödlicher als die bislang vorherrschende. Darauf gebe es «einige Hinweise», sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Freitag an einer Pressekonferenz im Regierungssitz Downing Street in London.

Einer der Studienautoren sagte am gleichen Anlass: «Das Risiko eines Todes ist um 1,3 erhöht. Das bedeutet, von 1000 infizierten 60-Jährigen sterben 13 Personen, wenn es beim bisherigen Virus zehn waren.»

Mehrere Studien kommen zum selben Ergebnis

Insgesamt haben vier unabhängige Teams die neuen Mutationen bei mehreren Hundert Toten untersucht und drei Studien dazu erstellt. Die London School of Hygiene and Tropical Medicine sagte, die Mutation könne 1,35-mal tödlicher sein. Beim Imperial College London lagen die Resultate zwischen 1,29 und 1,36. Und die University of Exeter kam zum Ergebnis, das Virus sei um den Faktor 1,91 tödlicher – was 91 Prozent entsprechen würde! Den Resultaten der letzten Gruppe sollte vermutlich nicht zu viel Gewicht beigemessen werden, zu gross ist die Abweichung.

Die drei Untersuchungen wurden von der «New and Emerging Respiratory Virus Threats Advisory Group» (Nervtag) zusammengefasst, welche die Regierung seit Jahren in Gesundheitsfragen berät. Die Ergebnisse seien über verschiedene Altersgruppen, Geschlechter und Ethnien sehr ähnlich gewesen, sagte einer der Autoren an der Pressekonferenz.

Andere Experten äussern Kritik

Andere Experten zeigten sich nach der Pressekonferenz verwundert über Johnsons Aussagen. Derzeit liefen noch mehrere Untersuchungen. Es sei «nicht vollständig klar», dass die Mutante tödlicher sei, sagte die medizinische Direktorin der Gesundheitsbehörde Public Health England, Yvonne Doyle, am Samstag dem Sender BBC Radio 4. «Es ist zu früh, das zu sagen.» Es gebe zwar Hinweise. Aber: «Es handelt sich nur um eine kleine Zahl von Fällen, und es ist viel zu früh, um zu sagen, was tatsächlich herauskommen wird», sagte Doyle.

Der Wissenschaftler Mike Tildesley, Mitglied des Expertengremiums Sage, sagte der BBC, es sei zu früh für klare Aussagen. «Ich würde gerne noch ein oder zwei Wochen warten und ein bisschen analysieren, bevor wir wirklich starke Schlussfolgerungen ziehen.» Die Zahl der Todesfälle sei zwar leicht gestiegen, von 10 auf 13 je 1000 Patienten. «Aber das basiert auf einer ziemlich kleinen Datenmenge», sagte Tildesley. Er sei sehr überrascht gewesen, dass Johnson die Information auf einer Pressekonferenz verkündet habe. «Ich mache mir Sorgen, dass wir Dinge voreilig melden, wenn die Daten noch nicht wirklich besonders aussagekräftig sind», sagte Tildesley.

Auch bereits in der Schweiz

Die Mutation war Ende vergangenen Jahres in der südostenglischen Grafschaft Kent aufgetaucht und hatte sich mit rasender Geschwindigkeit in London und Teilen des Landes ausgebreitet. Die Corona-Mutation ist auch bereits in der Schweiz, allerdings sind die Zahlen noch auf relativ niedrigem Niveau.

Bisher gingen Experten davon aus, dass die Mutation nicht mehr oder weniger tödlich ist als das bisherige Virus. (SDA/vof)

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