«Kein wilder Ausbruch, nur Häufung von Fällen»
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Taskforce-Chef Gartmann:«400 Menschen sind in Quarantäne oder Isolation»

Turbo-Virus wütet in St. Moritz – Behörden beschwichtigen
«Kein wilder Ausbruch, nur Häufung von Fällen»

Ausgerechnet in zwei Luxushotels schlägt das Coronavirus in St. Moritz zu. Und legt damit das Leben im Nobelkurort weitestgehend lahm. Die Verantwortlichen hoffen, die Krise mit Flächentests unter Kontrolle bringen zu können.
Publiziert: 19.01.2021 um 01:22 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2021 um 20:56 Uhr
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Streng bewacht: Polizisten stellen sicher, dass sich niemand unerlaubt Zugang zum Hotel Kempinski in St. Moritz verschafft.
Foto: keystone-sda.ch
Marco Latzer

Ausgerechnet St. Moritz GR. Kaum ein Schweizer Skiort ist mondäner und internationaler ausgerichtet als die Jetset-Destination im Engadin. Dass die Corona-Mutanten ausgerechnet im Fünf-Sterne-Haus Badrutt's Palace und im Grand Hotel des Bains Kempinski auftreten, klingt kaum nach einem Zufall.

Trotzdem lässt sich der Fund wohl in erster Linie auf die aufwendigen Schutzkonzepte der beiden Nobelherbergen (Doppelzimmer ab 1300 Franken aufwärts pro Nacht) zurückführen. Die Belegschaften der beiden Hotels werden seit Beginn der Wintersaison regelmässig auf das Coronavirus getestet, um den Sicherheitsansprüchen der gut betuchten Klientel gerecht zu werden.

Gäste und Personal wurden im Ballsaal durchgetestet

Damit verbunden ist bei den Behörden nun auch die Hoffnung, dass der Ausbruch zu einem frühen Zeitpunkt festgestellt wurde. Christian Gartmann, Leiter der Engadiner Corona-Taskforce, versucht zu beschwichtigen: «Es handelt sich um keinen wilden Ausbruch, sondern lediglich um eine Häufung von Fällen.»

Nachdem am Sonntag ein gutes Dutzend Infizierte aus dem Palace und dem Kempinski gemeldet worden waren, konnten die Verantwortlichen reagieren und 450 Personen in den beiden Häusern unter Quarantäne stellen. Bei der Mutation handelt es sich laut SDA um die südafrikanische Variante.

«Im Verlauf des Tages wurden die Gäste und Mitarbeiter in einem Ballsaal des Hotels getestet. Wir warten noch auf die Resultate der PCR-Tests», teilt Julianne Pucker, PR-Verantwortliche im Kempinski, auf Anfrage von BLICK mit. Vor dem Hotel stellen lokale Polizeikräfte sicher, dass die Räumlichkeiten niemand unerlaubt verlässt oder betritt.

Badrutt's Palace verlangt negative Tests vor Ankunft

Fragen bezüglich Herkunft der Gäste bleiben hingegen unbeantwortet. Etwas auskunftsfreudiger gibt man sich im Badrutt's Palace: 19 Gäste seien von den Quarantänemassnahmen betroffen. Einen offensichtlichen Einschleppungsherd gibt es anscheinend nicht.

«Wir hatten Gäste aus Grossbritannien über die Weihnachtszeit bei uns. Aber danach sind keine neuen Gäste direkt aus Grossbritannien eingereist», sagt Mediensprecherin Kristin Lingner zu BLICK. Dass gerade das Palace von der Mutation betroffen ist, drückt dort mächtig auf die Stimmung.

1500 Tests wurden beim Personal alleine seit Mitte Dezember durchgeführt. «Zudem verlangen wir als eines der wenigen Hotels von unseren Gästen einen negativen Covid-Test, der nicht älter als 24 Stunden ist», so Lingner. Und trotzdem schaffte es die Mutation ins Hotel.

Mutation bringt Dorfleben zum Stillstand

Und nun legt die Corona-Mutation ganz St. Moritz lahm: Im 5000-Einwohner-Dorf herrscht nun auch im Freien die Maskenpflicht. Gleichzeitig bleiben die Schulen bis auf weiteres dicht, auch sämtliche Kurse der Skischule wurden abgesagt.

Die Feriengäste haben ein mulmiges Gefühl. «Wir spüren die Unsicherheit und haben sicherheitshalber eine zweite Schutzmaske aufgesetzt», sagen Anton und Angela Maurer, die in Brasilien einen Wohnsitz haben.

Um herauszufinden, wie verbreitet die Corona-Mutationen in St. Moritz inzwischen wirklich sind, soll heute möglichst die gesamte Bevölkerung durchgetestet werden. Die Ergebnisse werden von grösstem Interesse sein.

Wird St. Moritz zum Vorreiter für die Schweiz?

Zuletzt waren die absoluten Zahlen der Neuinfektionen schweizweit zwar rückläufig (4703 Neuinfektionen über das Wochenende). Sorgen bereitet den Experten aber, dass durch die Mutationen die Zahl der Neuansteckungen massivst zunimmt. In kürzester Zeit.

St. Moritz könnte diesbezüglich nun erste Anhaltspunkte liefern. Vor Ort hofft man auf die Erfahrung in Sachen Corona. «Betreffend Organisation und Durchführung können wir davon profitieren, dass wir schon im Dezember in Graubünden Massentests durchgeführt haben», sagt eine Kantonssprecherin zu BLICK.

«Wir haben keine Angst vor der Corona-Mutation»
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