Blick erklärt den Widerspruch
Hier steigen Corona-Zahlen trotz hoher Impfquote

Kein Ende in Sicht: Trotz hoher Impfquote verzeichnen Dänemark, Belgien und Grossbritannien massiv steigende Corona-Zahlen. Das hat mehrere Gründe.
Publiziert: 27.10.2021 um 10:20 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2021 um 14:20 Uhr
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Als erste Dänin wurde Ende Dezember 2020 die 83-jährige Jytte Margrete Frederiksen geimpft.
Foto: keystone-sda.ch
Guido Felder

In mehreren europäischen Ländern steigen die Corona-Zahlen wieder an – zum Teil explosionsartig. Vor allem Regionen im Osten sind betroffen, wo eine niedrige Impfquote herrscht. Aber auch in Ländern mit sehr hoher Impfquote nehmen die Zahlen deutlich zu. So etwa in Dänemark, Belgien und Grossbritannien.

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Dänemark – 75,7 Prozent vollständig geimpft

Dänemark liegt bei der Impfquote europaweit an fünfter Stelle. Wegen damals tiefer Zahlen wurden am Freedom Day vom 10. September fast alle Schutzmassnahmen aufgehoben, ausser etwa die Maskenpflicht an Flughäfen. Läden und Restaurants können heute freiwillig ein Zertifikat verlangen.

Dänemark verkündete, dass es die Pandemie unter Kontrolle habe. Doch inzwischen steigt die Zahl der Corona-Fälle wieder an. Am Montag wurden im knapp sechs Millionen Einwohner zählenden Land 1411 neue Fälle gemeldet, so viele wie seit Januar nicht mehr und über 1000 mehr als vor einem Monat.

Auch die Zukunft sieht nicht rosig aus. Die dänische Expertengruppe für mathematische Modellierung prophezeit in den kommenden sechs Wochen einen weiteren Anstieg. Konkret geht die Gruppe davon aus, dass Mitte November täglich mit 600 bis 3200 neuen Infektionen gerechnet werden muss.

Die meisten Neuinfektionen werden unter den Geimpften erwartet, die zwischen 12 und 59 Jahre alt sind. Nicht berücksichtigt ist in der Studie die Wirkung einer dritten Impfung.

Belgien – 73,7 Prozent vollständig geimpft

5300 neue Fälle pro Tag: So lauten die dramatischen Zahlen aus dem knapp 12 Millionen Einwohner zählenden Belgien im Zeitraum vom 17. bis 22. Oktober. Diese Werte bedeuten eine Zunahme um 75 Prozent gegenüber der Vorwoche. Täglich sterben im Schnitt 13 Personen an Corona. 1275 Corona-Patienten liegen in den Spitälern, 264 davon auf der Intensivstation.

Trotzdem sind die Vorschriften verhältnismässig locker. In Wallonien und Flandern gibt es keine 3G-Regeln. Die Maskenpflicht gilt nur im ÖV, beim Coiffeur und in Spitälern. In der Region Brüssel herrscht trotz der jungen Bevölkerung die niedrigste Impfquote und gleichzeitig die höchste Sterberate im Land.

Grossbritannien – 67,8 Prozent vollständig geimpft

Die Briten zündeten den Impfturbo als Erste: Schon im Dezember 2020 erhielt die 91-jährige Margaret Keenan die erste Impfung. Doch gerade aus diesem Grund dürften auf der Insel die Corona-Zahlen nun wieder deutlich ansteigen. Denn Virologen vermuten, dass die Wirkung des Astrazeneca-Stoffes nach einem halben Jahr nachlässt.

Am 19. Juli feierten die Briten trotz Warnungen den Freedom Day. Zuerst gingen die Zahlen zurück, nun steigen sie massiv an. Täglich gibt es im Schnitt 45’000 Neuansteckungen, also 20 Mal mehr als im Mai und fast so viele wie zur Rekordzeit im Januar mit 59’000. Täglich sterben rund 130 Menschen, im Mai waren es 6.

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Die Gründe

Dass die Zahlen trotz Impfungen steigen, hat mehrere Ursachen, wie Experten vermuten.

  • Kühle Witterung: Die Menschen halten sich wieder mehr in Räumen auf, was die Übertragung erleichtert. Zudem fühlen sich Viren bei niedrigeren Temperaturen wohler.

  • Nachlassende Wirkung: Die Schutzwirkung lässt bei Personen, die schon länger geimpft sind, spürbar nach. Das betrifft jetzt vor allem die zuerst geimpften Risikopatienten. Der deutsche Virologe Jonas Schmidt-Chanasit (42) sagt in der ARD-Tagesschau: «Wir sehen gerade bei den Älteren Impfdurchbrüche, die tödlich oder schwerwiegend verlaufen können.» Virologen empfehlen daher eine dritte Auffrischimpfung.

  • Ferien-Rückkehrer: Viele waren im Herbst wieder auf Reisen, teilweise auch in Ländern mit hohen Corona-Zahlen.

  • Nachlässigkeit: Gerade in Ländern mit einem Freedom Day meinen viele, dass die Pandemie vorüber sei. Auch Geimpfte werden nachlässig und verzichten auf die immer noch notwendigen Hygiene-Massnahmen.


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