Hier wird das Abwehrsystem aufgebaut
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Video aus Moskau:Hier wird das Abwehrsystem aufgebaut

Aus Angst vor Ukraine-Drohnen
Putin lässt Flugabwehrsysteme in Moskau installieren

Auf den Dächern mehrerer Verwaltungsgebäude in Moskau sind Flugabwehrsysteme installiert worden – darunter auch das Verteidigungsministerium. Offenbar hat der Kreml Angst vor ukrainischen Drohnen.
Publiziert: 20.01.2023 um 10:55 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2023 um 11:32 Uhr
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Flugabwehrsysteme werden in Moskau installiert – auch auf einem achtstöckigen Gebäude des Verteidigungsministeriums.
Foto: Twitter @RALee85
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Marian NadlerRedaktor News

Der Kreml hat offenbar Angst vor Angriffen aus der Ukraine. Auf mehreren Verwaltungsgebäuden in Moskau – darunter das Verteidigungsministerium – wurden Flugabwehrsysteme installiert. Sie sollen Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen oder Raketen unschädlich machen. 

Auf Fotos, die am Donnerstag in sozialen Medien veröffentlicht wurden, ist zum Beispiel zu sehen, dass ein Pantsir-S1-Raketensystem auf dem Dach eines achtstöckigen Gebäudes des russischen Verteidigungsministeriums aufgestellt wurde. Ein anderes Video zeigt, wie das 35 Tonnen schwere Flugabwehrsystem auf das Dach eines Bildungsgebäudes im Moskauer Stadtteil Taganka, 2,41 km südöstlich des Kremls, gehoben wurde. Alles, um sich zu schützen. Das Pantsir-S1-Raketensystem kann Luftziele in einer kurzen Entfernung von bis zu 20 Kilometern bekämpfen. Kostenpunkt pro System: 15 Millionen Franken. 

Eine offizielle Bestätigung durch das russische Militär gibt es zwar nicht. Mehrere russische Medien haben jedoch in den letzten Wochen über die Stationierung von Langstreckenraketen des Typs S-400 in Moskau berichtet. Die S-400-Raketen und das System Pantsir-S1 werden häufig gemeinsam eingesetzt. Kreml-nahe Blogger sehen in dem Auftauchen der Raketensysteme ein Indiz dafür, dass der Kreml sich zunehmend um ukrainische Angriffe auf russische Städte sorgt. 

«Es ist gut, mit der Planung im Voraus zu beginnen»

Die Angst ist nicht unbegründet. In den letzten Monaten gelang es der Ukraine schon mehrmals, Ziele auf russischem Boden anzugreifen. Es kam zu mehreren Explosionen auf militärischen Einrichtungen – darunter auch Luftwaffenstützpunkten. Die Stützpunkte beherbergten tief im russischen Hoheitsgebiet strategisch wichtige Bomber. Ukrainische Offizielle erklärten jüngst, dass das Militär mit der Erprobung von Langstreckendrohnen mit einer Reichweite von 1000 Kilometern begonnen hat. Moskau läge also in Schlagdistanz – das bereitet dem Kreml offenbar Unbehagen.

«Russland hat der Aufrechterhaltung einer fortschrittlichen bodengestützten Luftabwehr seit langem hohe Priorität eingeräumt, aber es wird immer deutlicher, dass es Probleme hat, Luftbedrohungen tief im Inneren Russlands abzuwehren», schrieb das britische Verteidigungsministerium im letzten Jahr, einen Tag nach den Explosionen auf dem russischen Luftwaffenstützpunkt Engels.

Alexander Kots (44), ein bekannter russischer Journalist, der den Krieg in der Ukraine befürwortet, geht davon aus, dass Schläge gegen Moskau und andere Regionen nur eine Frage der Zeit seien. «Es ist gut, mit der Planung im Voraus zu beginnen und nicht erst nach den ersten Schlägen», findet er. 

Wälder werden gerodet, um Platz zu machen

Dazu passt auch, dass der russische Infokanal VChK-OGPU vor wenigen Tagen unter Berufung auf nicht genannte Quellen publik machte, dass der Luftschutzschild auch in den Regionen um Moskau ausgebaut wird. Bilder auf Telegram zeigen, wie Wälder rund um die Metropole gerodet werden – um Platz zu machen, offenbar für weitere Luftabwehrsysteme.

Zuletzt hat Kyrylo Budanow (37), Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes, in einem Interview mit «ABC News» angekündigt, dass es wahrscheinlich weitere Angriffe auf russisches Territorium geben wird – spätestens im Frühling. Dann werde die Ukraine einen «grossen Vorstoss» planen. Bereits im Dezember berichtete «Forbes», dass die Ukraine die nötigen Waffen besitze, um die russische Hauptstadt anzugreifen.

Die Bilder der Raketensysteme in Moskau tauchten zudem einen Tag vor einem Treffen westlicher Verteidigungsminister auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland auf, bei dem sie sich auf ein neues Militärhilfepaket für die Ukraine einigen wollten, das auch die Lieferung schwerer Panzer umfassen könnte. Die USA haben der Ukraine bereits weitere Militärhilfe in Höhe von fast zwei Milliarden Dollar zugesagt, darunter ein Patriot-Luftabwehrsystem, das ukrainische Städte vor russischen Raketen schützen soll. (nad)

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