Darum gehts
- Papst Franziskus ist tot. Gläubige trauern, Touristen machen Selfies
- Franziskus galt als Papst der Armen und Ausgegrenzten
- Er war der erste Nicht-Europäer als Papst seit über 1000 Jahren
Auf dem Petersplatz in Rom prallen am Ostermontag zwei Welten aufeinander. Schaulustige in Trägeroberteilen lächeln in ihren Handybildschirm. Ein Selfie mit Gucci-Sonnenbrille. Dann eines ohne. Ein junger Mann mit Baseballcap tanzt ausgelassen, schreit: «Jesus! Jesus!». Die Leute filmen.
Daneben bahnen sich die Seniorinnen Paula und Maria Schritt für Schritt ihren Weg durch die Menschenmasse, die Arme eingehakt. Sie erreichen die Absperrung, halten inne. «Gestern haben wir Papst Franziskus noch hier auf dem Platz gesehen. Und heute erfahren wir, dass er gestorben ist. Ich habe es zuerst gar nicht geglaubt», erzählt Paula.
Gläubige, die trauern. Touristen, die sich in Szene setzen. Gegensätze. Als solcher galt auch der verstorbene Papst. Franziskus, der Papst der Armen, der Ausgegrenzten. Oberhaupt im Vatikan – wo sich Pomp und Reichtum der katholischen Kirche materialisiert.
«Für immer in unseren Herzen»
«Sein Wunsch, unter uns Menschen zu sein, ging über seine Gesundheit hinaus», sagt Maria. Wie ihre Freundin Paula feierte sie hier am Sonntag noch Ostern. «Dieser Gottesdienst wird für immer in unseren Herzen bleiben.»
Papst Franziskus stammte aus Argentinien. Er war der erste Nicht-Europäer an der Spitze der Katholischen Kirche seit über 1000 Jahren. Für den Benediktinermönch Pater Gregorio besonders bedeutend. Denn er kam als junger Student selbst von Mexiko nach Rom. «Franziskus war unser Hirte», sagt der Mönch. «Wir sind traurig, ihn verloren zu haben.»
Seit Anfang dieses Jahres machte sich die katholische Gemeinschaft immer wieder Sorgen um ihren Papst. Franziskus litt an einer Lungenentzündung. Doch der 88-Jährige starb nicht daran – sondern an einem Schlaganfall, wie der Vatikan am Montagabend mitteilt.
Genervt von Selbstinszenierung
20 Jahre ist es her, seit zum letzten Mal ein amtierender Papst gestorben ist. Als Johannes Paul II. 2005 für immer eingeschlafen ist, war alles noch ganz anders. Niemand knipste Selfies oder streamte live einen Spaziergang über den Petersplatz. Das iPhone war noch nicht erfunden.
Manche Menschen scheinen genervt von all der Selbstinszenierung. Sie laufen extra vor den Kameras durch oder verdrehen die Augen, als eine Gruppe Touristen einer schwarzen Fahne hinterherhinkt.
In den Augen vieler stand Franziskus für eine modernere katholische Kirche. Regina Tana gehört der LGBTQ+-Community an. Sie hält ein Foto des verstorbenen Papstes in den Händen. «Nach der Wahl von Franziskus habe ich meinen Job verloren», erzählt sie.
«Plötzlich hatte ich 50 Euro!»
«Ich ging hier um die Ecke zur Bank und wollte Geld abheben. Man sagte mir, ich hätte keines. Ich war verzweifelt. In diesem Moment ging draussen Papst Franziskus vorbei. Ich lief zu einem anderen Bankomaten, schob meine Karte rein. Plötzlich hatte ich 50 Euro auf dem Konto. Ein Wunder!», sagt Regina Tana, die in Rom lebt.
In den kommenden Tagen wird im Vatikan weiterhin viel los sein. Der Leichnam des Papstes soll im Verlauf der Woche in den Petersdom überführt werden. Dort können die Menschen von ihm Abschied nehmen.
Regina Tana sagt, sie sei nicht gekommen, um des Papstes zu gedenken. Sondern: «Ich bin heute hier, um einen Vater zu ehren.»