Die Krise an der ukrainischen Grenze wird für die EU zur Belastungsprobe. Lange hielt sich Brüssel still und überliess die Verhandlungen mit Moskau den Amerikanern. Jetzt, wo ein Flächenbrand und eine Flüchtlingskrise drohen – US-Regierungsbeamte prognostizieren 50’000 tote Ukrainer und 5 Millionen Flüchtlinge –, wirkt sie plötzlich geradezu hektisch.
Denn jetzt merkt man: Bei einer Invasion wäre nicht nur die Ukraine betroffen, der Krieg könnte auf Europa übergreifen. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50) warnt, dass nebst ehemaligen Sowjetrepubliken sogar das Gebiet der ehemaligen DDR in Gefahr sei.
Europäische Regierungschefs und Minister schwärmten in den vergangenen Tagen aus, um auf der einen Seite zu versuchen, den Kreml zu beruhigen, und auf der anderen Seite Anti-Russland-Bündnisse zu schnüren und Sanktionsdrohungen aufzustellen.
Der ukrainische Botschafter in der Schweiz, Artem Rybtschenko (38), ist in der Sendung «Hier fragt der Chef» auf Blick TV zu Gast. Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, befragt ihn zur dramatischen Lage in seiner Heimat.
Donnerstag, 20 Uhr, auf www.blick.ch
Der ukrainische Botschafter in der Schweiz, Artem Rybtschenko (38), ist in der Sendung «Hier fragt der Chef» auf Blick TV zu Gast. Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, befragt ihn zur dramatischen Lage in seiner Heimat.
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So besuchte am Montag der französische Präsident Emmanuel Macron (44) den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69), der deutsche Kanzler Olaf Scholz (63) US-Präsident Joe Biden (79) und am Dienstag die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock (41) die Front in der Ostukraine.
Angesichts dieser plötzlichen Aktivität ging die eigentliche EU-Vertreterin, Kommissionschefin Ursula von der Leyen (63), mit ihren Ende vergangener Woche geäusserten Sanktionsdrohungen fast unter.
Korb für deutsche Aussenministerin
Lösungen gabs keine. Putin hielt Macron mit Absicht am Verhandlungstisch und bei der anschliessenden Pressekonferenz auf grösstmögliche Distanz. Das Bild der beiden an einem übergrossen Verhandlungstisch ging um die Welt.
Bei Scholz und Biden war es die umstrittene Pipeline Nord Stream 2, die die betonte Einigkeit der beiden Staaten trübt. Während Biden klar forderte, bei einem Einmarsch die Leitung lahmzulegen, getraute sich Scholz nicht, Stellung zu beziehen.
Und Baerbock musste mit dem ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba (40) vorliebnehmen, weil ihr Präsident Wolodimir Selenski (44) wegen der mickrigen Unterstützung Deutschlands – keine Waffen, dafür 5000 Helme – kurzfristig und angeblich aus «Termingründen» einen Korb erteilt hatte.
Als Box-Weltmeister schlug Dr. Eisenfaust alle Gegner zu Kleinholz. Nun sieht sich Vitali Klitschko (50) als Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew mit einem grösseren Feind konfrontiert. «Ein Albtraum kommt auf unser Land zu», sagte er in einem Interview mit «20 Minuten». Auf die Frage, ob die Russen auch Kiew angreifen könnten, sagt er: «Wir müssen mit dem schlimmsten Szenario rechnen.»
Die Ukraine selber werde niemanden angreifen. Jeder müsse aber wissen, dass es eine «schmerzhafte Antwort» geben werde, wenn jemand der ukrainischen Integrität schaden wolle. Er nutze die Prominenz als ehemaliger Profisportler, um «unseren Freunden – aber auch unseren Feinden – die richtige Message zu senden».
Sollte es zu einem Krieg kommen, werde er selber zu den Waffen greifen. Klitschko: «Um meine Heimat zu verteidigen, hätte ich keine andere Wahl.»
Der Schweiz attestiert er eine «gute Zivilverteidigung» und erhofft sich in diesem Bereich eine Beratung sowie auch politische Unterstützung. «Diplomatie ist wichtiger als Waffen. Sie ist der einzige Weg», sagte Klitschko. (gf)
Als Box-Weltmeister schlug Dr. Eisenfaust alle Gegner zu Kleinholz. Nun sieht sich Vitali Klitschko (50) als Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew mit einem grösseren Feind konfrontiert. «Ein Albtraum kommt auf unser Land zu», sagte er in einem Interview mit «20 Minuten». Auf die Frage, ob die Russen auch Kiew angreifen könnten, sagt er: «Wir müssen mit dem schlimmsten Szenario rechnen.»
Die Ukraine selber werde niemanden angreifen. Jeder müsse aber wissen, dass es eine «schmerzhafte Antwort» geben werde, wenn jemand der ukrainischen Integrität schaden wolle. Er nutze die Prominenz als ehemaliger Profisportler, um «unseren Freunden – aber auch unseren Feinden – die richtige Message zu senden».
Sollte es zu einem Krieg kommen, werde er selber zu den Waffen greifen. Klitschko: «Um meine Heimat zu verteidigen, hätte ich keine andere Wahl.»
Der Schweiz attestiert er eine «gute Zivilverteidigung» und erhofft sich in diesem Bereich eine Beratung sowie auch politische Unterstützung. «Diplomatie ist wichtiger als Waffen. Sie ist der einzige Weg», sagte Klitschko. (gf)
Auch innerhalb der EU herrscht Uneinigkeit über das Vorgehen. So werfen Polens Regierung und andere Kritiker Deutschland vor, Moskau nicht genügend unter Druck zu setzen.
Plötzlich ein Angebot
Nun versuchen es die grossen EU-Staaten mit einer neuen Taktik. Am Dienstag setzten sich Deutschland, Frankreich und Polen an einen Tisch und machten Moskau ein Gesprächsangebot. Die drei Staaten erklärten im Berliner Kanzleramt ihre Bereitschaft, «sich konstruktiv in substanzielle und ergebnisorientierte Gespräche über Sicherheitsfragen von beiderseitigem Interesse einzubringen».
Zugleich machten Kanzler Olaf Scholz und die beiden Präsidenten Emmanuel Macron und Andrzej Duda (49) deutlich, dass «jede weitere militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine massive Konsequenzen nach sich ziehen und einen hohen Preis haben wird». Nur: Bisher ist noch nie formuliert worden, wie allfällige Sanktionen gegen Russland konkret aussehen und in welcher Härte sie umgesetzt werden sollten.
Am Montag hatte Scholz die Geschlossenheit der EU und der Nato gegenüber Moskau betont. «Putin muss verstehen: Er wird nicht in der Lage sein, das transatlantische Bündnis zu spalten», sagte er. Wie sich in der Hektik und den internen Streitereien zeigt, ist er aber auf bestem Weg dazu.