So tickt Wladimir Putin
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Sein Leben in zehn Stationen:So tickt Wladimir Putin

Angst, Schwäche, Waffenklau
Darum sagt Putin die gigantischen Militärparaden ab

Nach mehreren ukrainischen Angriffen auf russisches Territorium hat der Kreml kurzfristig Militärparaden zum Tag des Sieges abgesagt. Die Sicherheit ist bei weitem nicht der einzige Grund.
Publiziert: 05.05.2023 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2023 um 18:03 Uhr
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An den Militärparaden fährt Russland jeweils schweres Geschütz auf.
Foto: keystone-sda.ch
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Guido FelderAusland-Redaktor

Jedes Jahr feiern die Russen am 9. Mai mit grossen Militärparaden den Sieg über Nazi-Deutschland von 1945. Dieses Jahr ist alles anders: An mehreren Orten – auch in Moskau – sind die gigantischen Aufmärsche von Soldaten abgesagt worden.

Und dies aus «Sicherheitsgründen», wie es aus dem Kreml heisst. Die Ukraine hat in den vergangenen Tagen mehrere Anschläge auf russisches Territorium verübt. Auch beim Kreml sind zwei Drohnen abgefangen worden, von denen man allerdings nicht weiss, wer sie tatsächlich abgefeuert hatte. Der Rote Platz ist seit dem 27. April bis zum 10. Mai für die Öffentlichkeit gesperrt.

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Extrem aufwendig

Eine Parade böte ein ideales Ziel für die Ukrainer, um mit Attacken grosse Teile der russischen Armee auszuschalten. Der Bezirksvorsteher von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow (54), verkündete, dass die Parade in seiner Oblast «ebenfalls nicht stattfinden wird, um den Feind nicht mit einer grossen Anzahl von Fahrzeugen und Soldaten zu provozieren».

Die Sicherheit dürfte allerdings nicht der Hauptgrund für die Absagen sein. Der deutsche Militärexperte Ralph D. Thiele (69) vom Institut für Strategie-, Politik-, Sicherheits- und Wirtschaftsberatung (ISPSW), sagt gegenüber Blick: «Paraden sind extrem aufwendig in der Vorbereitung. Sie rauben Kraft und Logistik, die für den Krieg in der Ukraine gebraucht werden.»

Waffen werden gestohlen

Aber auch ein weiterer Grund dürfte mitspielen. Thiele: «Militärparaden sind vermutlich – mit Blick auf die verbreitete Korruption – auch eine mögliche Quelle für den Verlust von militärischem Gerät und Ersatzteilen, also der eigenen militärischen Sicherheit nicht zuträglich.» Mit anderen Worten: Bei den grossen Waffenschauen decken sich Privatpersonen und Organisationen mit allerlei Material ein.

Russlands Präsident Wladimir Putin (70) braucht aber jeden Mann und jedes Gewehr an der Front. Denn die Verluste Russlands sind immens: Seit der Invasion in die Ukraine sind schätzungsweise 200’000 russische Soldaten getötet oder verwundet worden, auf ukrainischer Seite dürften es über 100’000 sein. Zudem haben die Invasoren über 3500 Kampf- und Schützenpanzer verloren.

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