Seit über einem Jahr greift Russland mit Artillerie, Raketen und Drohnen die Ukraine an. Immer klarer wird aber auch, dass der Krieg längst russischen Boden erreicht hat. Die Ukraine beginnt, zurückzuschlagen.
Wie Datenauswertungen der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» zeigen, häufen sich ukrainische Angriffe auf Russland in den letzten Wochen und Monaten. Das russische Verteidigungsministerium spricht von «Terror», die Ukraine schweigt – die Verantwortung wird in den wenigsten Fällen übernommen.
Ukrainische Angriffe auf Russland nehmen zu
Schon zu Beginn des Krieges hat das ukrainische Militär russische Treibstoff- und Munitionslager angegriffen. Ende 2022 wurden mehrere russische Luftwaffenstützpunkte angegriffen, darunter der Flugplatz Engels. Und erst letzte Woche kam es zu einem erneuten Angriff auf Sewastopol. Die Stadt liegt auf der 2014 illegal von Russland annektierten Halbinsel Krim und ist der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte. Kurz davor explodierte eine ukrainische Drohne nahe Moskau.
Die Liste der ukrainischen Ziele in Russland wird länger und länger. Und sie zeigen: Die Einschläge rücken immer näher an die russische Hauptstadt Moskau. Am Sonntag soll die Ukraine gemäss «Bild» sogar versucht haben, mit einer Kamikaze-Drohne einen Angriff auf den Kreml, den Sitz des russischen Staatschefs Wladimir Putin (70) zu starten. Dieser ist allerdings gescheitert.
Russen werden nervös – Paraden abgesagt
Die Russen werden wegen der steigenden Angriffe auf russischem Boden immer nervöser. Am 8. und 9. Mai wird für gewöhnlich das Ende des Zweiten Weltkriegs gefeiert. Dieses Jahr fallen die Siegesparaden jedoch weniger zahlreich aus. In Belgorod, nahe der ukrainischen Grenze, wurde die Parade abgeblasen – aus Angst vor weiteren ukrainischen Angriffen. Der Gouverneur begründete dies damit, «den Gegner nicht mit einer grossen Menge von versammeltem Gerät und Soldaten im Zentrum von Belgorod provozieren» zu wollen.
Auch in anderen Gebieten, beispielsweise im Nachbarsgebiet Kursk, wurden diese Paraden abgesagt. Kursk begründete die Absage der Parade mit der «gegenwärtigen Situation», die Krim und die Stadt Sewastopol mit «Sicherheitserwägungen».
Auch wenn viele der (angeblich) ukrainischen Versuche, Russland mittels Drohnen anzugreifen, scheitern oder wenig erfolgreich sind – sie zeigen klar und deutlich: Auch Russland, welches sich gerne als unbezwingbar inszeniert, hat seine Schwachstellen. Und die Ukraine setzt alles daran, diese zu finden. Im Zuge der Gegenoffensive, die bald starten wird, könnte es also noch häufiger zu Angriffen kommen.