Der Güterzug rauscht heran. Auf den Flachwagen stehen Panzer – und zwar jede Menge. Ihr Ziel: Die Front in der Ukraine. Allerdings sind es keine modernen Maschinen, sondern uralte Panzer. Sie stammen aus der Zeit der Sowjetunion (1922-1991).
Es soll sich dabei um Modelle der Typen T-34 und T-55 handeln. Ob die Panzerlieferungen die seit Monaten grösstenteils unveränderte Situation an der Front beeinflussen werden, ist zu bezweifeln.
Es wird immer offensichtlicher, dass den Russen das Material für ihren Angriffskrieg in der Ukraine ausgeht. Darum werden nun alte Lager geplündert.
Schon damals westlichen Panzern unterlegen
Der T-34 wurde von 1940 bis 1958 gebaut und kam im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz. Über 50'000 Exemplare rollten zwischen 1939 und 1945 vom Fliessband. Mit mehr als 80'000 Stück ist er einer der meistgebauten Panzer überhaupt.
Nicht ganz so angestaubt, aber immerhin auch schon mehrere Jahrzehnte alt, ist das Modell T-55. Dieser Panzertypus wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren produziert. Der T-55 war jedoch schon damals westlichen Panzern, wie dem britischen Centurion oder dem US-amerikanischen M60, im Kampf unterlegen.
Ukrainer haben viele Panzer mit Drohnen zerstört
Seit Ende Mai 2022 setzen die Russen in der Ukraine auf den T-62. Auch er wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren gebaut. Das ukrainische Militär stellt er nicht vor Probleme, wie sich gezeigt hat. Wegen seines Alters kann er nur zur Unterstützung der Infanterie eingesetzt werden, jedoch nicht gegen Kampfpanzer eingesetzt.
Viele wurden bereits von den Ukrainern durch Drohnen zerstört. Laut dem britischen Verteidigungsministerium wurden bereits 800 der T-62-Panzer aus den Lagern geholt und an die Front gebracht.
«Hören Sie auf, die Leute zu verarschen»
Der T-62 war zu seiner Zeit nur als Übergangslösung gedacht. Letztlich wurden dann doch rund 20'000 Stück produziert. Sein entscheidender Vorteil gegenüber den westlichen Panzern damals: die 115-mm-Kanone. Der T-62 überzeugte mit höherer Durchschlagskraft. Und kam dementsprechend oft von den Russen zum Einsatz. Doch er gerät nach Treffern oft in Brand. Die Folge: der Totalverlust des Panzers.
Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti veröffentlichte am Mittwoch einen Artikel über den einstigen Stolz der Sowjetunion. Darin wurde der T-62 in den Himmel gelobt und sogar behauptet, dass er modernen westlichen Kampfpanzern überlegen sei. Der Text erntete unter Experten viel Spott und Kritik.«Wie kann ein sechzig Jahre alter Panzer ein westliches Fahrzeug, das moderner und besser ist, übertreffen?», lautet ein Kommentar eines Militärbloggers.
«Hören Sie auf, die Leute zu verarschen, wenn der T-62 in irgendwas überlegen ist, dann im Jahr des Produktionsbeginns. Wo sind die modernen Panzer?», schreibt er weiter. Den T-62 bezeichnet er schliesslich als «Altmetall».