Aber die Werte trügen – die Welle wird mit Verspätung erwartet
Schweden glänzt mit tiefster Inzidenz in Europa

Über Monate schossen in Schweden die Corona-Zahlen in die Höhe. Nun liegen die Werte europaweit am tiefsten. Die Frage ist: Wie lange noch?
Publiziert: 01.12.2021 um 20:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2021 um 21:20 Uhr
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Der schwedische Chef-Epidemiologe Anders Tegnell bezeichnet die Lage in seinem Land als «überraschend stabil».
Foto: imago

Schweden wird vom Prügel- zum Musterknaben. Wenigstens vorübergehend. Während die Corona-Infektionszahlen weltweit wieder in die Höhe schnellen, stagnieren sie in Schweden auf relativ tiefem Stand.

So liegt die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Anzahl Neuinfektionen pro 100’000 Personen in einer Woche, in Schweden bei 142. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt dieser Wert aktuell bei gegen 600, in Österreich sogar bei knapp 1500.

Mit diesem Wert ist Schweden Spitzenreiter in Europa. Selbst Impfturbos wie Portugal und Spanien weisen Inzidenzen von 286 respektive 153 auf.

Viele Ansteckungen in Stockholm

Der schwedische Chef-Epidemiologe Anders Tegnell (65) staunt. Er bezeichnet die Lage in seinem Land als «überraschend stabil». Warum das so ist, erklärt er mit der geringen Bevölkerungsdichte im Land, das zehn Mal so gross ist wie die Schweiz, aber nur wenig mehr Einwohner zählt. Eine Herdenimmunität schliesst er aus.

Doch die schönen Zahlen trügen. Im Ballungszentrum von Stockholm herrschen ganz andere Werte. Am Montag wurde da eine Inzidenz von 493 nachgewiesen. Auch landesweit werden die Zahlen steigen, schätzt Tegnell. Er geht laut der finnischen Zeitung «Iltalehti» davon aus, dass die Welle mit einer Verzögerung von fünf bis sechs Wochen auch Schweden überrollen könnte.

Verstärkte Massnahmen

Bisher war Schweden sehr locker mit der Pandemie umgegangen und hatte anfänglich kaum Massnahmen vorgeschrieben, woraufhin die Zahlen explodierten. Nun wird die Schraube angezogen.

Seit Mittwoch müssen Erwachsene bei öffentlichen Veranstaltungen und Zusammenkünften mit mehr als 100 Teilnehmern in Innenräumen ein Impfzertifikat vorzeigen, wenn der Veranstalter das einfordert. Den Nachweis über die Impfung – Genesungen und negative Tests gelten dabei nicht – können die Menschen auf dem Smartphone oder auf Papier vorlegen.

Die Regel gilt zum Beispiel für Konzerte und Sportveranstaltungen, aber auch in Kinos oder Theatern. Veranstalter, die die Impfnachweise ihrer Besucher nicht kontrollieren wollen, müssen alternativ verschiedene Beschränkungen wie zugewiesene Sitzplätze und einen Mindestabstand von einem Meter zwischen den Teilnehmern umsetzen. (gf)

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