Bei der Bekämpfung des Coronavirus tickt Schweden viel lockerer als der Rest der Welt. Noch immer gilt bei Menschenansammlungen eine inzwischen von 500 auf 50 Personen herabgesetzte Maximalgrösse. Sonst aber gibts statt Verbote lediglich Bitten und Empfehlungen: Zu Hause bleiben und sich von andern Personen fern halten ist freiwillig.
Lange nicht alle halten sich an diese Empfehlungen. Noch immer gehen viele Schweden zur Arbeit. Auch Restaurants, Sportclubs und die Schulen bis zur neunten Klasse sind geöffnet.
Der Vorteil: Der Wirtschaftsmotor läuft trotz Krise weiter, wenn auch auf leicht gedrosseltem Niveau. Milliardenschwere Hilfsprogramme konnten sich die Schweden bislang aber sparen.
Plötzlich viele Tote in Altersheimen
Doch nun zeigen sich die Schattenseiten der Laisser-faire-Politik: Das Virus konnte sich überdurchschnittlich schnell ausbreiten, die Anzahl Todesopfer hat sich innert vier Tagen verdreifacht. Am Freitag verzeichnete Schweden bei 6078 Fällen 333 Tote, während es in den restriktiven Nachbarländern Finnland (1615/21), Norwegen (5296/54) und Dänemark (3672/139) bedeutend weniger waren.
Vor allem in den Altersheimen schlägt Covid-19 zu. Stefan Amér, Leiter des Pflegedienstes Familjeläkarna, sagte gegenüber schwedischen Medien, dass es in den von ihm betreuten Heimen in der Region Stockholm mittlerweile 250 infizierte alte Menschen gebe, von denen 50 am Virus gestorben seien.
Staatsepidemieologe Anders Tegnell (63) gesteht denn auch ein: «Wir bekommen Signale aus Stockholm, aber auch andern Teilen des Landes, dass es mehr Fälle in Altersheimen gibt.» Er zeigt sich «beunruhigt über die Entwicklung für die ältere Generation.» Neuerdings sind daher Besuche in Altersheimen verboten.
Schweden lachen über Hygiene-Tipps
Der vor fünfeinhalb Jahren nach Västervik ausgewanderte Schaffhauser Tobias Keller (47) beobachtet die Entwicklung in seiner neuen Heimat mit Sorge. Er arbeitet als Manager des örtlichen Schwimmclubs mit über 1000 Mitgliedern. «Noch immer ist das Hallenbad für die Öffentlichkeit geöffnet», berichtet er gegenüber BLICK. «Weil aber Schüler nicht mehr kommen, hat die Hallenbadleitung sogar noch zusätzliche Kurse in Wassergymnastik ins Angebot aufgenommen.»
Über die Hygiene-Hinweise, die er in seinem Büro angebracht hat, werde nur gelacht. «Die Leute sagen, dass das Hallenbad wegen des Chlors der sicherste Ort gegen Corona sei.»
Die Gymnasien seien zwar geschlossen, doch die Schüler könnten täglich ihr von der Schule bezahltes Mittagessen in einem lokalen Restaurant abholen. «Da kommen Hunderte von Jugendlichen zusammen», sagt Keller, dessen Frau und dessen dreieinhalbjährige Tochter Anfang Jahr eingebürgert worden sind.
Klarer Berset, schwammiger Löfven
Als Doppelbürger beobachtet Keller sowohl die Informationen des Schweizer Bundesrats als auch der schwedischen Regierung. Was für ein Unterschied! «Bundesrat Berset tritt überzeugt auf und gibt klare Ansagen durch.»
Die Auftritte des schwedischen Ministerpräsidenten Stefan Löfven (62) seien ganz anders. «Seine Formulierungen sind schwammig. Man weiss nicht immer genau, was er nun wirklich gemeint hat.»
Panik vor Ostern
Inzwischen steigt in den schwedischen Ferienorten die Panik. An Ostern werden Zehntausende aus der Region Stockholm ein paar Tage auswärts verbringen. Der bekannte Skiort Åre befürchtet eine Invasion von Besuchern, die das Virus einschleppen und verbreiten. Sofia Leje (53), die Chefin des regionalen Gesundheitszentrums, fleht in den Medien: «Touristen, kommt nicht hierher! Bleibt zu Hause!»
Die Einwohner machen ihrem Ärger auf die «Stockholmer» auf Internetplattformen und mit Plakaten Luft. Am Bahnhof Åre hängt ein A4-Blatt mit der Aufschrift: «Denkt an uns, die hier wohnen, ihr Egoisten!»
Auch in der südschwedischen Provinz Blekinge ruft Infektionsschutz-Arzt Bengt Wittesjö (60) die Bevölkerung auf, weder zu reisen noch Besuch zu empfangen. «Bleibt zu Hause. Egal in welche Richtung Sie reisen, Sie tragen die Infektion mit sich.»
Freiwilliger Lockdown
Obwohl nicht verpflichtet, machen auf Ostern gewisse Tourismusdestinationen sowie private Tourismusanbieter freiwillig auf Lockdown. Gotland wimmelt Besucher offiziell ab. Marie Loob, die Gesundheitsverantwortliche der Pippi-Langstrumpf-Insel, schreibt auf der Tourismusseite: «Wir müssen alle Verantwortung übernehmen und Reisen vermeiden.»
Der Skianlagen-Betreiber Skistar mit Bahnen in Åre, Sälen und Vemdalen hat angekündigt, die Skisaison am Sonntag zu beenden. Andere Betreiber hingegen lassen ihre Lifte weiter laufen.
Wer bezahlt?
Auch Tobias Keller denkt intensiv über eine freiwillige Einstellung des Betriebs seines Schwimmclubs nach. Was ihn davon noch abhält, ist die Ungewissheit, ob er bei einer nicht verordneten Schliessung überhaupt staatliche Hilfeleistungen erhält.
Gern sähe er mehr Führung bei der Regierung. Keller: «Mir scheint, das Thema Corona ist hier bei grossen Teilen der Bevölkerung noch gar nicht richtig angekommen. Es fehlt der Regierung an Überzeugungskraft, den Ernst der Lage zu vermitteln.»
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch