Die Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen (G7) hat Russland aufgefordert, die Blockade ukrainischer Getreideexporte zu beenden. Dies könne nur ein erster Schritt sein, heisst es in einer bei einem Treffen der G7-Aussenminister nahe Weissenhäuser Strand in Schleswig-Holstein am Samstag verabschiedeten Erklärung. Russlands grundloser Krieg in der Ukraine habe die globalen Wirtschaftsaussichten mit stark steigenden Nahrungsmittel-, Kraftstoff- und Energiepreisen verschlechtert. Rund 43 Millionen Menschen stünden nur einen Schritt entfernt von einer Hungersnot.
Es drohe Ernährungsunsicherheit und Unterernährung. Dies habe verheerende Folgen für einige der am stärksten gefährdeten Menschen, heisst es in der Erklärung weiter. Steigende Kosten würden es auch Hilfsorganisationen erschweren, den Bedürftigsten Hilfe zu leisten. Gemeinsam mit internationalen Partnern müsse dafür gesorgt werden, dass es eine solche Situation nie wieder geben könne.
25 Mio Tonnen Getreide blockiert
Deutschland hat derzeit den Vorsitz der G7. Der Runde gehören neben der Bundesrepublik die Nato-Staaten USA, Kanada, Frankreich, Grossbritannien und Italien sowie Japan an.
Aussenministerin Annalena Baerbock (41) hatte zum Auftakt des G7-Treffens gesagt, derzeit seien wegen des Kriegs 25 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Häfen blockiert, insbesondere in Odessa. Das Getreide werde dringend in afrikanischen Ländern und im Nahen Osten gebraucht. Die Ukraine zählt weltweit zu den wichtigsten Getreidelieferanten. So war sie 2021 nach Zahlen der Welternährungsorganisation der UN noch drittgrösster Exporteur von Gerste und fünftgrösster Exporteur von Weizen.
Indien führt Weizen-Exportverbot ein
Am selben Tag kündigte Indien an, den Export von Weizen per sofort zu verbieten. Indien ist der zweitgrösste Weizenproduzent der Welt, hinter China. Die Entscheidung sei angesichts des plötzlichen Anstiegs der weltweiten Weizenpreise getroffen worden, wodurch die Lebensmittelsicherheit Indiens gefährdet sei. Indien exportiert in der Regel wenig Weizen, weil der Grossteil für die eigene Bevölkerung gebraucht wird. Allerdings sagte Indiens Premierminister Narendra Modi kürzlich, angesichts eines drohenden Weizenmangels auf dem Weltmarkt im Zuge des Ukraine-Kriegs zu helfen und deutlich mehr Weizen zu exportieren. (SDA/vof)