Darum gehts
- Russland sendet neue Chefverhandler zu Ukraine-Gesprächen in Riad
- FSB-Berater Sergei Beseda überraschend Teil der russischen Delegation
- Beseda wurde 2022 angeblich unter Hausarrest gestellt
Am kommenden Montag finden in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad die nächsten Ukraine-Verhandlungen zwischen Russen und Amerikanern statt. Anstelle von Aussenminister Sergej Lawrow (74) und Präsidentenberater Juri Uschakow (78) setzt Kremlchef Wladimir Putin (72) diesmal überraschend auf zwei andere Chefverhandler, die im Westen kaum jemand kennt.
Grigori Karasin (75), der Vorsitzende des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des russischen Föderationsrates, und FSB-Berater Sergei Beseda (70) werden laut Uschakow Russlands Delegation bei den Gesprächen zu einer möglichen Waffenruhe im Schwarzen Meer anführen. Vor allem Besedas Ernennung kommt unvorhergesehen.
Beseda angeblich unter Hausarrest gestellt
Denn: Im Frühjahr 2022 soll Putin mächtig sauer auf den damaligen Chef des «Fünften Dienstes», der russischen Auslandsspionageabteilung für die ehemaligen Staaten der Sowjetunion, gewesen sein. Der russische Präsident soll damals laut einem Bericht des unabhängigen russischen Nachrichtenportals «Meduza» zwei Wochen nach Kriegsbeginn festgestellt haben, dass er mit falschen Informationen über den unerwartet starken Widerstand der Ukrainer gegen die Invasion gefüttert wurde. Der «Fünfte Dienst» habe zu viel Angst vor Putin gehabt und ihm daher nur gesagt, was er hören wollte.
Die angebliche Reaktion Putins: Er soll Beseda und seinen Stellvertreter unter Hausarrest gestellt haben. Von offizieller Stelle wurde die Meldung allerdings nie bestätigt.
Berater von FSB-Chef verhandelt in Riad
Laut dem russischen Investigativjournalisten Andrei Soldatow wurde Beseda im April 2022 ins berüchtigte Lefortowo-Gefängnis im Zentrum Moskaus gebracht. Die zuständigen Behörden hätten eine Untersuchung gegen den Geheimdienstler eröffnet. Soldatow spekulierte damals, Beseda werde der Weitergabe von Informationen an die CIA bezichtigt. Auch dafür gab es nie eine Bestätigung.
Die «Washington Post» schrieb im August 2022, Beseda sei trotz seiner Fehler weiter im Amt, und zitierte einen hochrangigen US-Beamten mit den Worten: «Wir haben ziemlich gute Gründe anzunehmen, dass er noch immer im Amt ist.» Anschliessend wurde es still um den FSB-Agenten, bis er im Sommer 2024 sein Amt als Leiter des «Fünften Dienstes» niederlegte, um fortan als Berater für FSB-Chef Alexander Bortnikow (73) zu arbeiten.
Welche Rolle Beseda bei den Verhandlungen einnehmen soll, ist weitestgehend unklar. Im Schwarzen Meer dürfte sich der Ex-Spitzel aber gut auskennen. Kreml-Berater Uschakow bezeichnete Karasin und Beseda gegenüber Journalisten als «wirklich erfahrene Verhandlungsführer, die die internationalen Probleme gut kennen».