Darum gehts
- Klaus-Michael Kühne spendet regelmässig an deutsche Parteien, vor allem die CDU
- Kühne lebt in der Schweiz, engagiert sich aber weiterhin in Deutschland
- So viel Geld liess er in den letzten 20 Jahren deutschen Parteien zukommen
So einen Spender wünscht sich jede Partei: Klaus-Michael Kühne (88) zählt zu den reichsten Menschen der Schweiz – und zu den treuesten Geldgebern der deutschen Politik. Der Multimilliardär mit Hauptwohnsitz in Schindellegi SZ hat allein im laufenden Jahr bereits 70'000 Euro an die CDU von Friedrich Merz (69) überwiesen.
Auch in den Jahren 2021 bis 2023 liess Kühne der CDU jeweils zwischen 65'000 und 70'000 Euro zukommen. Insgesamt hat er in den vergangenen 20 Jahren mindestens 550'000 Euro an deutsche Parteien gespendet – in erster Linie an die CDU, vereinzelt auch an die inzwischen serbelnde FDP. Das geht aus Veröffentlichungen des Deutschen Bundestags hervor, die vom Verein Lobbycontrol ausgewertet wurden.
Drittreichster Mensch in der Schweiz
Der in Hamburg geborene Unternehmer lebt seit vielen Jahren im Kanton Schwyz – und dürfte dort zu den besten Steuerzahlern zählen. In Schindellegi sitzt auch der Logistikriese Kühne + Nagel, bei dem Kühne Mehrheitsaktionär ist. Darüber hinaus hält er Grossbeteiligungen an Hapag-Lloyd und der Lufthansa.
In der Bilanz-Liste der reichsten Schweizer belegt Kühne mit einem geschätzten Vermögen von 27 bis 28 Milliarden Franken den dritten Platz. Trotz seines hohen Alters bleibt er vielseitig engagiert – ob in der Wirtschaft oder Politik, in der Kultur oder im Sport. Zuletzt sorgte er mit der Ankündigung für Schlagzeilen, seine Anteile am Fussballclub Hamburger SV verkaufen zu wollen.
Kühne rechnet mit der AfD ab
Trotz Wohnsitz in der Schweiz mischt sich Kühne weiterhin in die deutsche Politik ein. Er gehört damit zu einer schrumpfenden Gruppe von Wirtschaftsführern, die sich auch politisch engagieren. In einem Interview mit der «Welt» forderte er vor wenigen Wochen einen Abbau der «Überbürokratisierung» in Deutschland. Das Land sei langsam und unbeweglich geworden.
Vorsichtig optimistisch zeigt er sich gegenüber der Bundesregierung von Kanzler Merz. «Ich bin zu 60 Prozent zuversichtlich, dass Deutschland in vier Jahren weiter ist als heute und zu 40 Prozent bin ich skeptisch», sagte Kühne. In der neuen Regierung gebe es einige «unverbrauchte Gesichter».
Kühne bezieht auch pointiert Stellung gegen die AfD: «Diese halbe Nazi-Partei erinnert doch an düstere Zeiten», sagte er der «Welt». Irgendwann werde «das Volk erkennen, dass man der AfD keine führende Rolle zubilligen darf».
Und was ist mit der Schweiz?
Grössere Spenden müssen in Deutschland dem Bundestagspräsidium umgehend gemeldet und veröffentlicht werden. Ausland-Spenden wie die von Kühne sind die Ausnahme, aber erlaubt. Voraussetzung ist, dass sie von Deutschen oder EU-Bürgern stammen. Spenden von ausserhalb sind hingegen grundsätzlich verboten. In der Schweiz gelten vergleichbare Regeln, um Einflussnahmen aus dem Ausland zu verhindern.
Und wie steht es um die Schweiz? Gehen die hiesigen Parteien leer aus? Kühne darf auch hierzulande spenden – er ist schliesslich in Schwyz wohnhaft. Doch im Gegensatz zu seinem Engagement in Deutschland gibt es keine Hinweise auf politische Geldflüsse in der Schweiz. Seitdem grössere Parteispenden auf nationaler Ebene – und auch im Kanton Schwyz – offengelegt werden müssen, ist kein Beitrag von Kühne registriert worden.
Klaus-Michael Kühne stand Blick nicht für ein Statement zur Verfügung. Insider sagen, er sei bei politischer Einflussnahme in der Schweiz – im Gegensatz zu kulturellem Engagement – bewusst zurückhaltend. Aus Respekt vor der Unabhängigkeit des Landes, das ihm zur Heimat geworden ist.