«Mister Pommes Chips» Hans-Heinrich Zweifel ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Er ist am vergangenen Montag «infolge eines Herzleidens friedlich eingeschlafen», wie einer Todesanzeige zu entnehmen ist. Der langjährige Zweifel-Lenker und Chips-Pionier ist nicht mehr.
«Wir verlieren einen beliebten und humorvollen Patron», heisst es in der Todesanzeige. Er habe die Firma «massgebend mitaufgebaut und mit grossem Engagement, Passion und Ideenreichtum weiterentwickelt und geprägt.»
Hans-Heinrich Zweifel ist der Gründer des Zweifel-Imperiums. Er war der Chef der ersten Stunde, leitete den Betrieb ab 1958. Anfangs war noch alles im Handbetrieb. Zwei Tonnen Kartoffeln wurden jeden Tag geschält, geschnitten, frittiert und verpackt. Das Ergebnis: 500 Kilo Chips.
Rote Zahlen zum Start
Bereits zwei Jahre später kam die erste vollautomatische Fabrikationsanlage. Sie produzierte 180 Kilo Chips pro Stunde. Die Investition war riesig. So gross sogar, dass der Betrieb lange Zeit defizitär war. Doch mit der Zeit kam der Erfolg. Der Chips-Pionier avancierte zu einem der reichsten Schweizer. Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» beziffert das Familienvermögen auf 250 bis 300 Millionen Franken.
Legendär ist die Anekdote, wie Zweifel 1962 auf ein fremdes Firmengelände in Agno TI schlich. Mit einem Klimmzug zog er sich am Fenster hoch und spionierte die Konkurrenz aus. Sie wollte dem Höngger das Business streitig machen. Zweifel entdeckte eine grosse Fritteuse und knapp tausend Metallständer. Er rüstete sich für die Schlacht – und gewann.
Niemand hat es bislang geschafft, die Dominanz von Zweifel in der Schweiz zu brechen. Das Unternehmen, geführt von Zweifels Sohn Christoph (51), erzielt mittlerweile einen Jahresumsatz von über 240 Millionen Franken. Beliebteste Chips-Sorte ist der Klassiker in rot: Paprika.
Hansheiri Wirtschaftsspion
«Hansheiri» Zweifel leitete die operativen Geschicke der Firma bis in die 90er-Jahre. Sein Weg zum Chips-König der Nation ist einem Zufall zu verdanken. Er war 25 Jahre alt, als er Zweifel Pomy-Chips AG aus der Taufe hob, als frisch gebackener ETH-Agronom.
Ein Verwandter von ihm experimentierte mit dem US-amerikanischen Snack auf einem Bauernhof in Katzenrüti ZH. Die ganze Nachbarschaft war vernarrt in die Scheibchen. Ein Herzschlag setzte seinem Leben aber ein plötzliches Ende. Hans-Heinrich Zweifel übernahm die verwaiste Kartoffel-Brutzelei.
Im Mostereibetrieb seines Vaters begann der Jungunternehmer mit vier Fritteusen zu pröbeln. Er fand heraus, dass nur bestimmte Sorten gut schmeckten. Dass er das Lager heizen musste – so blieben die Scheibchen beim Frittieren schön hell. Und er buchte seine Hochzeitsreise nach Amerika, um dort in den Chips-Fabriken ein bisschen Werkspionage zu betreiben. So wie er es später auch im Tessin auf ganz leisen Sohlen tat.