Zwei Mal Corona innert drei Wochen?
Wer sich jetzt erneut mit Covid infiziert und wer geschützt ist

Forschende berichten von einem Weltrekord: Eine spanische Krankenschwester steckte sich innert 20 Tagen nachweislich zweimal mit Covid an. Wer ist für Reinfektionen besonders gefährdet? Blick liefert Antworten.
Publiziert: 22.04.2022 um 17:43 Uhr
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Auch wer schon Covid hatte, kann sich erneut anstecken.
Foto: IMAGO/Lobeca

Es ist angeblich ein Weltrekord: Eine spanische Krankenschwester hat sich innert 20 Tagen zweimal mit Covid infiziert. Das berichten spanische Medien, darunter die Zeitung «ABC». Die 31-Jährige habe sich im Dezember 2021 zuerst mit der Delta-Variante angesteckt. Nur 20 Tage später erwischte sie auch noch die Omikron-Variante. Spanische Forschende präsentieren ihren Fall in diesen Tagen an einem internationalen Kongress – und sprechen in diesem Zusammenhang von einem Weltrekord. Bisher gingen Forschende nämlich davon aus, dass Reinfektionen frühestens nach 30 Tagen auftreten.

Wie kam es im Fall der jungen Spanierin zu der erstaunlich schnellen Reinfektion? Und wer muss damit rechnen, sich erneut anzustecken? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.

Welche Schlüsse können wir aus dem Fall der jungen Spanierin ziehen?
Es war bereits bekannt, dass eine Infektion mit der Delta-Variante nur bedingt vor einer Omikron-Infektion schützt, dafür gibt es unzählige Beispiele. Gemma Recio, Forscherin am katalanischen Gesundheitsinstitut, die den Fall der spanischen Krankenschwester publik machte, formuliert es so: «Wer Covid-19 hatte, kann nicht davon ausgehen, dass er oder sie vor Reinfektionen geschützt ist – nicht einmal, wenn man geimpft ist.»

Überraschend ist im vorliegenden Fall das Tempo der Reinfektion: In den Augen der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC müssen zwischen zwei positiven PCR-Tests mindestens 60 Tage liegen, damit es offiziell als Reinfektion gilt. Der Fall der jungen Spanierin stellt diesen Zeitraum nun in Frage.

Wer hat ein besonders hohes Risiko, sich erneut mit Covid anzustecken?
All jene, die sich mit einer «alten» Variante infizierten, wie die spanische Krankenschwester. Neben Delta kursierte in der Schweiz vor Omikron insbesondere Alpha sowie die Ursprungsvariante von Sars-CoV-2. Belgische Forscherinnen und Forscher fanden in einer Studie heraus, dass es bei jungen, ungeimpften Personen unter 12 Jahren besonders häufig zu Reinfektionen kam, schreibt das Online-Portal «Focus». Das Resultat könnte allerdings dadurch verfälscht sein, dass an vielen Schulen standardmässig getestet wurde. Asymptomatische Reinfektionen wurden daher möglicherweise eher entdeckt als in der breiten Bevölkerung.

Bei älteren Menschen waren Geimpfte laut der Studie besser vor Reinfektionen geschützt als Ungeimpfte und Geboosterte besser als zweifach Geimpfte. Die Studie ist bisher allerdings erst im Pre-Print erschienen, wurde also noch nicht von anderen Forschenden überprüft.

Ich habe mich in der Omikron-Welle angesteckt. Bin ich damit vor einer Reinfektion geschützt?
Nein. Denn bei Omikron gibt es in der Schweiz zwei vorherrschende Unter-Varianten: BA.1 und BA.2. Die belgische Studie fand denn auch Reinfektionen zwischen den beiden Omikron-Subtypen. Allerdings: Eine zweite Studie aus Dänemark (auch diese erschien erst im Pre-Print) stellt fest, dass Reinfektionen mit BA.2 nach BA.1 sehr selten sind. Die Forschenden haben sich 1,85 Millionen Covid-Fälle angeschaut. Sie fanden dabei zwar Reinfektionen nach gerade einmal drei Wochen. Diese waren aber äusserst selten.

Kann ich mich mit der genau gleichen Variante erneut infizieren?
Wenn es auch der gleiche Subtyp ist: Theoretisch ja, praktisch ist es aber sehr unwahrscheinlich. «Der Begriff Reinfektion ist tatsächlich falsch, es handelt sich um Neuinfektionen», sagt dazu Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im «Spiegel». Will heissen: Betroffenen stecken sich in aller Regel mit neuen Varianten oder zumindest neuen Subtypen an. Kursieren allerdings keine neuen Varianten oder Subtypen, ist eine Reinfektion gemäss Experten äusserst unwahrscheinlich. Das gilt besonders für Geimpfte. Ungeimpfte hingegen, die von Omikron genesen sind, haben ein etwas höheres Risiko einer erneuten Infektion. Weil Omikron meist mild verläuft, bilden sich auch weniger Antikörper. Der Immunschutz ist damit weniger stabil.

Besteht bei einer Reinfektion das Risiko eines schweren Verlaufs?
Bei den aktuell kursierenden Varianten haben Geimpfte grundsätzlich ein tiefes Risiko für einen schweren Verlauf – unabhängig davon, ob sie sich zum ersten oder zum wiederholten Mal mit Covid anstecken. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft neue Varianten entstehen, die wieder zu schwereren Verläufen führen.

Was bedeutet das für den Herbst?
Das ist noch unklar: Alles hängt davon ab, ob bis dann eine neue Variante oder ein neuer Subtyp kursiert. Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59) etwa warnte jüngst vor der Möglichkeit einer neuen «Killervariante» im Herbst. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bei Omikron jüngst auch die neueren Subtypen BA.4 und BA.5 als besorgniserregend eingestuft. In Grossbritannien hat sich ausserdem eine neue Mischung aus BA.1 und BA.2 gebildet, genannt XE. Eine ähnliche Mischform beobachteten Forschende auch zwischen Delta und Omikron, Deltakron genannt. Wie schnell sich diese neuen Typen ausbreiten werden und ob sie gefährlicher sind als die bisher kursierenden Unterarten von Omikron, ist unklar.

Braucht es eine vierte Impfung?
Das ist wahrscheinlich – zumindest für Ältere und Risikogruppen. Einige Länder spritzen die vierte Dosis bereits, darunter Israel. In der Schweiz wartet der Bund noch zu. Klar ist: Die Anzahl Antikörper nach Infektion oder Impfung nimmt mit der Zeit ab. Wie schnell der Immunschutz abnimmt, ist allerdings unklar. (sfa)

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