Sergio Ermotti (63) verdiente im vergangenen Jahr 14,4 Millionen Franken – für neun Monate an der UBS-Spitze. An die gesamte Konzernleitung der einzig verbliebenen Grossbank des Landes wurden 140 Millionen ausbezahlt, 33 Millionen mehr als 2022.
Die exorbitanten Vergütungen sorgen in der Politik für rote Köpfe. Selbst Thierry Burkart (48) ging Ermotti und Co. scharf an: «Die anmassenden Boni-Exzesse einiger Top-Manager zerstören das Vertrauen der Bevölkerung in die Wirtschaft als Ganzes», schrieb der Präsident der wirtschaftsliberalen FDP auf dem Kurznachrichtendienst X.
2023 stieg die UBS-Aktie rasant an
Die Lohnsteigerung ist jedoch nur ein Teil des Geldsegens für die UBS-Verantwortlichen in den vergangenen Monaten. Der Umstand, dass die UBS-Aktie an der Börse innert Jahresfrist um mehr als 50 Prozent zulegte, war mindestens ebenso wichtig für die Vermögensäufnung der Topmanager.
Laut Geschäftsbericht, der diese Woche publiziert wurde, waren die 16 Konzernleitungsmitglieder und zwölf Verwaltungsräte der UBS Ende 2023 im Besitz von 15,3 Millionen Aktien ihres Arbeitgebers. Das entsprach am Stichtag einem Steuerwert von 399 Millionen Franken.
Gewinne dank staatlicher Unterstützung
Wäre der UBS-Aktienkurs 2023 stabil geblieben, hätten die 15,3 Millionen Wertpapiere «nur» einen Wert von 263 Millionen Franken. Die Kursrallye, von der die UBS-Titel in den Monaten nach der CS-Übernahme erfasst wurden, brachte den Topbankern also einen Buchgewinn von 136 Millionen Franken.
Wohlverdient, mögen einige sagen – wer erfolgreich ist, soll auch gut essen. Das Problem dieser Sichtweise: Die gigantischen Buchgewinne, von denen die UBS-Oberen profitierten, wären ohne CS-Deal undenkbar gewesen – der aber kam nur durch staatliche Unterstützung zustande.
Um die Übernahme zu ermöglichen, ging der Bund – Finanzministerin Karin Keller-Sutter (60) an der Spitze – mit 109 Milliarden Franken ins Risiko. Von der Nationalbank kamen weitere 100 Milliarden für ungesicherte Liquiditätshilfen.
Am Ende übernahm die UBS die Credit Suisse für drei Milliarden Franken, obwohl das Unternehmen kurz zuvor noch 35 Milliarden wert gewesen war. Banker-Legende Josef Ackermann (76) sagte deshalb im Interview mit Blick: «Frau Keller-Sutter hat der UBS ein grosses Geschenk gemacht.»
Die Grossbank wehrt sich gegen diese Lesart der Geschehnisse, der Bund sowieso. Beide heben die Risiken und die Verantwortung hervor, welche die UBS durch die Übernahme übernommen hat.
Das ist ein nachvollziehbares Argument. Fest steht aber auch: Zumindest für die UBS-Spitzen selbst hat sich die CS-Übernahme mehr als gelohnt.