Zug ist für Russlands Oligarchen und Präsident Wladimir Putin (68) unglaublich wichtig. Zug ist die Drehscheibe für den Handel mit den Bodenschätzen Russlands. Schätzungsweise 80 Prozent der russischen Rohstoffe werden über die Schweiz gehandelt. Eine Tatsache, die zu reden gibt.
Der Kanton Zug wehrte sich vor einer Woche gegen den Vorwurf, intransparente Deals mit internationalen Unternehmen oder russischen Oligarchen zu machen, um sich seine Steuereinnahmen zu sichern.
In der internationalen Presse wird aber kein gutes Haar am kleinen Kanton mit den grossen Firmen gelassen. «Business as usual for Russian companies in Zug», schreibt das Nachrichtenportal Bloomberg, «das Geschäft für russische Firmen in Zug läuft weiter wie immer».
Auch Abramowitschs Firma in Zug vertreten
Die Schweiz hat sich den umfassenden Wirtschaftssanktionen der EU gegenüber Russland angeschlossen – nach einigem Zögern und harter Kritik der nationalen internationalen Presse. Der Rohstoffhandel blieb dabei aber praktisch unberührt.
Eine dieser Unternehmen ist das Stahlunternehmen Evraz. Miteigentümer ist der russische Oligarch und (Noch-)Besitzer des FC Chelsea Roman Abramovitsch (50). Sein Name steht auf der Sanktionsliste der britischen Regierung. Und Evraz soll laut den Briten in Aktivitäten beteiligt gewesen sein, die Putins Krieg gegen die Ukraine unterstützt haben sollen. Möglicherweise soll Stahl zur Produktion von russischen Panzern geliefert worden sein. Das Unternehmen bestreitet dies.
Niedrige Steuern locken Oligarchen an
Evraz und weitere russische Unternehmen mit Sitz in Zug stehen nicht auf der Sanktionsliste der EU – und somit auch nicht auf der der Schweiz. Das passt Manuela Weichelt-Picard (54) überhaupt nicht.
Die Nationalrätin der Grünen wirft der Stadt laut «Bloomberg» vor, sie trage indirekt zu Putins Kriegswirtschaft bei. «Putin hat seine Kriegskasse mit Geldern aus Zug gefüllt», sagt sie. Weichelt-Picard fordert, die Rohstoffhandelsunternehmen zu sanktionieren.
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Dass sich Dutzende solcher Firmen in Zug niedergelassen haben, ist kein Zufall. Zug lockt mit enorm niedrigen Steuersätzen. So hat sich die Stadt in den letzten Jahrzehnten zur Drehscheibe für Rohstoffe aus aller Welt gemausert.
Behörden wissen nicht, wie viele Russen-Firmen im Kanton sind
Die Stadt und der Kanton Zug sieht sich jetzt immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, ein Oligarchen-Nest zu sein. Der Zuger Landammann Martin Pfister (58, Die Mitte) hat vor zwei Wochen deshalb zu einer Medienkonferenz geladen. Nach dem Konkurs von Nord Stream 2 und der damit einhergehenden 140 Entlassungen, wollte Pfister die Sorgen wegen Russland-Pleiten im Schweizer Steuerparadies zerstreuen.
Geglückt ist ihm das nur mittelmässig. Die Zuger Behörden wissen gar nicht, wie viele Firmen mit Russland-Konnex im Kanton ansässig sind – geschweige denn, ob diesen nun die Pleite droht. Mindestens 40 Zuger Firmen mit Russland-Bezug sind bekannt, sie beschäftigen 900 Angestellte. (gif)