«Es gibt etwa 40 Firmen mit russischem Bezug in unserem Kanton»
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Zuger Volksdirektorin Thalmann:«Es gibt etwa 40 Firmen mit russischem Bezug in unserem Kanton»

Steuerparadies Zug will kein Oligarchen-Unterschlupf sein
«Wir sind keine Bananenrepublik!»

Nach wenigen Tagen haben die Russland-Sanktionen in Zug ein erstes Opfer gefordert. Nord Stream 2 ist pleite, über 100 Angestellte stehen auf der Strasse. Es könnte weitere Pleiten geben. Als Nest für russische Firmen und Oligarchen sieht sich der Kanton aber nicht.
Publiziert: 04.03.2022 um 18:24 Uhr
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Der Kanton Zug lud am Freitag eigens zu einer Medienkonferenz, um die Konsequenzen der Russland-Sanktionen für die Wirtschaft zu erläutern.
Foto: keystone-sda.ch
Sarah Frattaroli

«Für den Zuger Wirtschaftsstandort ist der Ukraine-Krieg eine Herausforderung», gibt der Zuger Landammann Martin Pfister (58, Die Mitte) zu – und lud am Freitag eigens zu einer Medienkonferenz, um Sorgen wegen weiterer Russland-Pleiten im Schweizer Steuerparadies zu zerstreuen.

Geglückt ist ihm das nur mittelmässig. Die Zuger Behörden wissen gar nicht, wie viele Firmen mit Russland-Konnex im Kanton ansässig sind – geschweige denn, ob diesen nun die Pleite droht. Mindestens 40 Zuger Firmen mit Russland-Bezug sind bekannt, sie beschäftigen 900 Angestellte.

«Wir wissen nicht, wer wie stark von den Sanktionen betroffen ist», sagt die Zuger Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut (60, Die Mitte) ausweichend. Sie betont allerdings, der Kanton trage die Sanktionen mit. Zwischen den Zeilen heisst das auch, dass weitere Pleiten wie jene von Nord Stream 2 in Kauf genommen werden. 106 Mitarbeitende haben dadurch ihren Job verloren.

Vekselberg ist der bekannteste Zuger Oligarch

Für die Zuger Volkswirtschaft wären weitere Pleiten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg verkraftbar. Der Kanton beherbergt 37'000 Unternehmen mit 117'000 Beschäftigten. Die wenigen mit Russland-Bezug fielen da kaum ins Gewicht, so die Zuger Regierung. Dennoch drohen tiefere Steuereinnahmen, sollten die Russland-Sanktionen weitere Opfer fordern.

Russische Unternehmen sowie Privatpersonen aus dem Kanton Zug liefern jedes Jahr 60 Millionen Franken Steuern auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene ab, wie der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (61, SVP) vorrechnet: «Das ist keine Marginalität, aber es ist auch keine Riesengeschichte.» Der Gesamthaushalt des Kantons beträgt zwei Milliarden. «Die Ukraine-Krise führt nicht zu einer finanzpolitischen Eruption im Kanton Zug», betont Tännler.

Er wehrt sich gegen den Vorwurf, der Kanton Zug mache intransparente Deals mit internationalen Unternehmen oder russischen Oligarchen, um sich seine Steuereinnahmen zu sichern. So wohnt etwa der russische Milliardär Viktor Vekselberg (64) in Zug. Vekselberg ist unter anderem an den Firmen Sulzer, Oerlikon und Schmolz+Bickenbach beteiligt und schon in der Vergangenheit zum Ziel internationaler Sanktionen geworden. Die «Bilanz» schätzt sein Vermögen auf 8,5 Milliarden Franken.

Kreml-treu oder nicht?

«Oligarchen leben nicht nur im Kanton Zug, sondern auf der ganzen Welt», sagt Tännler dazu. Für den Kanton sei ausserdem kaum ersichtlich, ob jemand dem Kreml oder der Opposition nahestehe. Schmierige Deals mit russischen Firmen jedenfalls gebe es nicht, versichert Tännler. «Wir sind keine Bananenrepublik!»

Auch rund um Nord Stream 2 ist die Zuger Kantonsregierung in den letzten Tagen in Erklärungsnot geraten. Regierungsrätin Thalmann-Gut verkündete den Konkurs der Firma, einer Tochter des russischen Energiekonzerns Gazprom. Nord Stream 2 dementierte, das Chaos war perfekt.

«Ich habe mich da etwas weit aus dem Fenster gelehnt», gibt Thalmann-Gut nun zu und nimmt das Wort «Konkurs» nicht mehr in den Mund. Stattdessen spricht sie nun von einer «De-facto-Insolvenz», die Konten von Nord Stream 2 seien gesperrt. Für die 106 Angestellten machen solche juristischen Finessen keinen Unterschied. Sie sind ihren Job los.

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