Wer alleine wohnen will, muss es sich leisten können. Die knappe Anzahl Wohnungen in vielen Schweizer Städten und deren Agglomerationen treibt die Preise nach oben. Immer mehr Menschen sind deshalb gezwungen, in Haushalten mit drei oder mehr Personen – wie zum Beispiel einer Wohngemeinschaft (WG) – zu wohnen. Diese Trendumkehr zu grösseren Haushalten bestätigt eine Studie des Immobilienberaters Wüest Partner.
Auch Stephan Heinecke (27) und Oliver Julier (25) wohnen mit zwei weiteren Mitbewohnern in einer WG. Sie leben in einem alten Haus in Hünenberg ZG, das den Eltern von Mitbewohner Marvin Lichtsteiner (26) gehört. Zu viert haben die jungen Männer das Haus eigenhändig umgebaut. «Ein Herzensprojekt», wie es Heinecke nennt. Blick hat damals darüber berichtet.
Seither ist einer der Mitbewohner ausgezogen, er ist Vater geworden. Dafür wohnt seit März Julier in der WG. Während seines Studiums in Chur lebte er bereits in einer WG. Danach zog er zurück zu seinen Eltern. «Alleine wohnen will ich nicht. Auch finanziell wird es schwer», sagt Julier im Gespräch mit Blick. Denn er ist nach wie vor Student. Zum Glück suchte die Casa de La Punta, wie die WG heisst, nach einem neuen Mitbewohner. Das vierte WG-Mitglied Marc Schaffo (27) studiert ebenfalls.
Filmabend oder Jassen
Mittlerweile ist für Julier klar: «Es war die richtige Entscheidung. Ich fühle mich sehr wohl hier.» Die Wohnkosten teilen die vier gleichmässig unter sich auf – auch Kosten für Internet oder Putzmittel.
Generell achtet die WG auf ihre Ausgaben: «Aus Kostengründen heizen wir nur mit dem Schwedenofen», erklärt Heinecke. Sie haben zwar eine Elektroheizung – nutzen diese aber wegen der steigenden Stromkosten schon länger nicht mehr.
Heinecke ist die Kameradschaft in der WG besonders wichtig: «Man ist eigentlich nie alleine zu Hause. Wir essen gemeinsam Znacht, schauen Filme oder jassen.» Wer wolle, könne sich aber auch zurückziehen. «Jeder hat seinen eigenen Rhythmus. Wir sehen uns nicht die ganze Zeit, aber jemand ist immer da», ergänzt Julier.
Am liebsten verbringen die vier Männer Zeit in der grossen Stube mit offener Küche. Oder im Garten. Gerade an langen Sommerabenden kommt in der WG schnell eine grosse Runde zusammen. «Das Haus ist mitten im Zentrum von Hünenberg. Die Leute halten beim Vorbeilaufen spontan für ein Bier an», sagt Heinecke. Er schätze sehr, dass immer etwas laufe.
Probleme ausdiskutieren
In einer WG kann es auch zu Uneinigkeiten kommen. «Jeder hat seine Angewohnheiten von zu Hause. Da hat es am Anfang eine gewisse Toleranz gebraucht», sagt Heinecke. Sie konnten bisher aber jedes Problem aus der Welt schaffen.
Das Positive überwiegt ganz klar: «Wir profitieren nicht nur finanziell, sondern auch bei der Grösse und dem Umschwung des Hauses», sagt Heinecke. Im grossen Garten stehen mittlerweile Hochbeete, die die vier gemeinsam bewirtschaften. Im Haus haben sie sogar eine eigene Werkstatt.