Zu gross für die Schweiz?
Nobelpreisträger schlägt Alarm wegen Mega-Bank UBS

US-Ökonom Douglas Diamond rät mit Blick auf die UBS zu einer schärferen Aufsicht. Auch ein Dividendenverbot hält er für sinnvoll.
Publiziert: 03.07.2023 um 09:43 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2024 um 14:21 Uhr
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Nobelpreisträger Douglas Diamond hat eine klare Meinung: ...
Foto: ZVG
Peter Rohner
Handelszeitung

Die neue UBS ist für ein kleines Land wie die Schweiz ein grosser Brocken. Mit einer Bilanzsumme in der Höhe des eineinhalbfachen BIP ist die UBS für die Schweiz nicht nur too big to fail, sondern vermutlich auch zu gross, um gerettet werden zu können.

Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber nun kommt die Warnung von jemandem, der sich wie kein anderer mit dem Bankwesen auskennt: von Douglas Diamond, jenem US-Ökonom, der im vergangenen Herbst zusammen mit Philip Dybvig und dem ehemaligen Fed-Chef Ben Bernanke den Wirtschaftsnobelpreis bekommen hat. Sein Forschungsschwerpunkt: Banken und Finanzkrisen. Nach ihm ist sogar ein Modell benannt – das Douglas-Dybvig-Modell, das die Ursachen von Bankruns erklärt.

Der Nobelpreisträger fordert eine schärfere Aufsicht

«Man sollte keine globale Bank haben, wenn man nicht imstande ist, sie in der Not zu retten», sagte Diamond jüngst an einer Investorenkonferenz in Paris. Er lobte die UBS zwar für ihre «grossartige Kultur der Risikoreduktion». Man müsse sich jedoch gut überlegen, wie man mit einer solchen Riesenbank umgehe. «Ich denke, die Aufsicht muss verschärft werden.»

Das sollte der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma zu denken geben und dürfte UBS-Chef Sergio Ermotti sehr missfallen. Lieber zu gross zum Scheitern als zu klein, um zu überleben, lautet seine übliche Antwort auf Kritik an der Grösse.

Auf den Kollaps der Credit Suisse angesprochen, meinte Professor Diamond, er sei «enttäuscht» darüber gewesen. Schliesslich sei die Schweiz nach der Finanzkrise 2008/2009 in puncto Grossbankenregulierung weiter gegangen als andere Länder.

Doch zu vieles sei bei der Credit Suisse schiefgelaufen. Die Fehlentwicklungen hätten schon vor Jahren angefangen. Während die Konkurrentin UBS 2008 vom Staat gerettet werden musste und zu einer weniger riskanten Strategie gezwungen war, «hatte die CS begonnen, mehr Risiko zu nehmen».

AT1-Wandelanleihen früher auslösen

Eine Lehre aus dem CS-Kollaps sei auch, dass die extra für solche Fälle eingeführten bedingten Wandelanleihen AT1 viel früher in Eigenkapital gewandelt werden sollten. Bei der Credit Suisse wurden diese Instrumente erst bei der Zwangsübernahme durch die UBS ausgelöst und statt gewandelt ganz abgeschrieben. Denn die Bank galt bis zu diesem Zeitpunkt noch als solvent – zumindest auf dem Papier.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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«Da müsste man die Regeln anpassen, damit die Kapitalisierungsinstrumente schneller ausgelöst werden», findet Diamond. Da eine Wandlung von den Anleihen in Eigenkapital die Aktionäre verwässert, hätten diese einen Anreiz, schon vorher dafür zu sorgen, dass die Bank ausreichend kapitalisiert ist.

Auch wenn die Credit Suisse nicht an zu wenig Eigenkapital gescheitert ist, ist für Diamond klar: «Bei einer gut kapitalisierten Bank haben Kunden keine Angst, ihr Geld zu verlieren.»

Dividendenstopp und Boni in Form von Anleihen

Die grosse Herausforderung für die Regulatoren sei nun, die Banken zu rekapitalisieren, ohne Panik zu schüren. Diamond empfiehlt dazu Stresstests, bei denen langfristige Aktiva zu Marktpreisen bewertet werden, und einen Dividendenstopp, um die Kapitaldecke aufzubauen.

Gegen das Fehlverhalten des Managements wie im Fall der CS könnten laut Diamond sogenannte Bonus Bonds helfen. Dabei wird ein Teil des Bonus in Form von bedingten Wandelanleihen ausbezahlt. Dadurch sollen die Manager mehr wie Anleihegläubiger denken und Risiken vermindern.

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