Der Schweizer Mietwohnungsmarkt ist ein Haifischbecken: Inserate sind nur ein paar Stunden online, bevor sie wieder verschwinden, weil sich bereits zu viele Interessenten gemeldet haben. Besichtigungen werden von Hunderten Wohnungssuchenden überrannt. Und für eine erfolgreiche Wohnungsbewerbung brauchts Vitamin B: Den Zuschlag erhält, wer Kontakte zur Immobilien-Verwaltung hat.
Davon betroffen sind immer mehr Menschen. Das Bonmot «Die Schweiz, ein Volk von Mietern», hat nicht nur Bestand – sondern es wird sogar noch treffender: Die Wohneigentumsquote in der Schweiz schrumpft. Lebten 2015 38,4 Prozent der Bevölkerung im Eigenheim, waren es 2021 noch 36,3 Prozent. Das zeigt das neuste Immo-Monitoring des Immobilienberaters Wüest Partner.
Ex-Ostblockstaaten mit höchsten Eigentumsquoten
Die Schweiz ist damit – einmal mehr – ein Sonderfall: In den meisten anderen Ländern liegt die Wohneigentumsquote deutlich höher als hierzulande. Spitzenreiter beim Wohneigentum sind Rumänien, Ungarn und Polen. Das ist kein Zufall: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden staatliche Immobilien zu Discount-Preisen an die Bevölkerung verschachert.
Hinzu kommt, dass Wohneigentum vielerorts als Altersvorsorge dient und als solche staatlich gefördert wird. Und: Mieterinnen und Mieter in der Schweiz haben ein grosses Angebot an qualitativ hochwertigen Wohnungen zu wettbewerbsfähigen Preisen. Auch wenn die gestiegenen Mietpreise in den Augen vieler Wohnungssuchender alles andere als fair sind. Fakt ist jedoch: Beim Wohneigentum gingen die Preise in den vergangenen 20 Jahren noch viel stärker nach oben als bei den Mietobjekten.
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Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität wächst
Die Preise sind denn auch der wichtigste Faktor, warum die Schweiz ein Volk von Mietern ist – und bleiben wird. Für die meisten Haushalte ist es schlicht nicht erschwinglich, von der Mietwohnung ins Eigenheim zu ziehen. 79 Prozent der Schweizer Bevölkerung hat nicht die finanziellen Mittel, um sich ein eigenes Haus zu kaufen. Je nach Region sind die Preise für einen noch viel kleineren Teil der Bevölkerung bezahlbar, etwa in Zürich, Zug oder Basel.
Dass die Eigentumsquote in den vergangenen Jahren schrumpfte, liegt allerdings nicht daran, dass Hausbesitzer ihr Eigentum verkauften und in Mietwohnobjekte umzogen. Sondern daran, dass weniger Wohneigentumsobjekte auf den Markt kommen, als neue Haushalte entstehen.
Dabei wünscht sich ein grosser Teil der Mieterinnen und Mieter, im Eigenheim zu leben. Laut einer Umfrage von Wüest Partner spielen bei den 30- bis 50-Jährigen 46 Prozent der Haushalte im Mietverhältnis mit dem Gedanken, eine Immobilie zu erwerben. Für die meisten von ihnen bleibt es aber bei den Gedankenspielen. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als sich bei der Suche nach einem neuen Zuhause weiterhin ins Haifischbecken des Mietwohnungsmarktes zu stürzen.