Festgeld war klinisch tot. Die Wiedergeburt fand im September 2022 statt. Die Schweizerische Nationalbank machte Schluss mit Negativzinsen – und es gab wieder Zinsen auf Spargeldern. Auch auf Festgeld, der Alternative zum Sparkonto. Es kam zu einem kleinen Run, bestätigen die angefragten Banken. Die kleine Bank Avera spricht sogar von einer «Zunahme um das Fünffache».
Anders als Sparzinsen reagiert Festgeld rasch auf das Marktumfeld. Wenn die Zinsen steigen, gibt es mehr Zins – und umgekehrt. Die Spielregeln sind klar: Man gibt einen fixen Betrag für eine fixe Zeit an die Bank und erhält dafür einen fixen Zins.
Klingt gut, doch für Festgeld braucht man ziemlich Geld. Bei den meisten Banken beträgt die Mindesteinlage 100’000 Franken, bei einzelnen wie der UBS nur 25’000 Franken. Die Laufzeit kann man wählen, sie beläuft sich – je nach Bank – auf eine Woche bis 24 Monate. Rückzüge sind während der Laufzeit nur gegen Strafe möglich.
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Ein Blick über die Grenze
Deutlich mehr Zins als in der Schweiz gibt es im Euro-Raum. Das beste Angebot in Deutschland lag gemäss Stiftung Warentest Ende 2023 bei fast 5 Prozent Zins. Doch Schweizer Anleger lassen lieber die Finger davon. Man handelt sich dort ein Währungsrisiko ein. Und das nicht zu knapp: Letztes Jahr hätte man mit deutschem Festgeld – in Franken gerechnet – 6 Prozent verloren.
Doch die mickrigen Schweizer Zinsen sind gar nicht so sehr das Problem. Eher die fehlende Transparenz: Man kann nicht abschätzen, ob man vergleichsweise viel oder wenig Zins erhält. «Die gültigen Zinssätze gibt die Bank auf Anfrage gerne bekannt», schreibt zwar die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und verweist auf das Gespräch mit der Kundenberaterin. Aber vergleichen wie in Deutschland? In der Schweiz nicht möglich.
Transparenz ist möglich
Dabei wäre die Publikation der Daten keine Hexerei. Beispiel Postfinance: Ein paar Klicks in der App und man hat Festgeld gekauft. Seit das möglich ist, erachte man «die Veröffentlichung der Zinssätze als notwendig», schreibt die Bank auf Anfrage. Auch die Migrosbank kanns, weil man «die Informationsgewinnung für alle so einfach wie möglich zugänglich machen will». Dass Grösse kein Kriterium für Transparenz ist, beweist die kleine Bank Avera. «Ein transparentes Pricing wird von unseren Kunden geschätzt und vereinfacht die Beratung», sagt Sprecherin Claudia Spörri.
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Auf dem Bankenplatz Zürich hält man offenbar wenig von solcher Transparenz. Warum? «Die Zinsen am Geldmarkt können sich mehrmals während des Tages ändern» (ZKB), und die genauen Konditionen würden «jeweils zum Zeitpunkt des Abschlusses festgelegt» (UBS). Deshalb verzichtet man auf die Publikation. Ein möglicher Grund auch: Einige Kundinnen und Kunden sind gleicher. «Allfällige individuelle Offerten können beispielsweise im Vermögensverwaltungsgeschäft zur Anwendung kommen», so die ZKB.
Dabei wären Vergleiche für Interessierte wichtig, zeigen die enormen Unterschiede bei den Angeboten von Bank Avera, Migrosbank und Postfinance. Bei einer Laufzeit von einem Jahr gewährte am Stichtag die Bank Avera 1,22 Prozent Zins, Postfinance 0,53 Prozent. Die Migrosbank lag mit 0,9 Prozent dazwischen. Bei anderen Laufzeiten sind die Unterschiede ähnlich gross.
0,07 Prozent Rendite
Aber selbst das beste Angebot macht nicht reich. Wenn man die Teuerung abzieht – für 2024 erwartet die UBS 1,6 Prozent Inflation –, resultiert ein Verlust an Kaufkraft. Man kriegt nicht mehr so viel für sein Geld wie jetzt. Das ist nicht unüblich, zeigte die «Handelszeitung» kürzlich. Nach Abzug der Inflation erzielte man auf Spargeldern eine Rendite von 0,07 Prozent im Schnitt über die letzten 90 Jahre; mit Festgeld unwesentlich mehr. Immerhin fallen da aber nicht noch Bankgebühren an wie beim Sparkonto.