Erinnerst du dich noch? Wie in der Negativzins-Ära fürs Ersparte auf den Bankkonten draufgezahlt werden musste? Wie kreativ die Finanzinstitute an den Gebühren schraubten, die sie für die Kontoführung verlangten?
Die Argumente der Banken ziehen heute nicht mehr. Mit den steigenden Zinsen lohnt sich das sogenannte Zinsdifferenzgeschäft wieder massiv, leben die Banken wieder ganz ausgezeichnet, scheffeln Millionen und machen Rekordgewinne – allen voran die Kantonalbanken. Folglich müssten die Bankgebühren auf breiter Front sinken – schweizweit!
Ich als normalsterblicher Bankkunde merke aber nichts davon. Weder meine Hausbank Raiffeisen, noch die Postfinance stellen mir sinkende Bankgebühren auch nur in Aussicht. Dabei könnten die in Zeiten der Negativzinsen kreativ lancierten Gebühren rasch durch die Banken wieder abgeschafft werden. Das sehen auch Preisüberwacher Stefan Meierhans und Konsumentenschützerin Sarah Stalder so, wie sie schon vor Monaten kundtaten. Doch deren Vorstösse stiessen bislang auf taube Ohren bei den meisten Chefinnen und Chefs der Finanzinstitute. Auch die Verzinsung von Sparguthaben wurde in den letzten Monaten, wenn, dann nur in homöopathischen Dosen angehoben.
Mit der Zürcher Kantonalbank (ZKB) kommt nun allerdings Bewegung in den Markt. Die ZKB streicht aufs neue Jahr hin die Gebühren für Kontoführung und Debitkarten, kündigt Chef Urs Baumann im Blick-Interview an: «Auch Kleinsparer sollen von der Zinswende profitieren.» Ob der grosse Wechselsturm jetzt losbricht, ist noch offen. Für uns Bankkundinnen und Kunden wäre dies wünschenswert. Das hängt auch damit zusammen, wie die anderen Banken auf die Ankündigung der Kantonalbank reagieren. Der Wettbewerb ist mit dem «Weihnachtsgeschenk» der ZKB jedenfalls lanciert.
Die Abschaffung der Gebühren stünde auch anderen Finanzinstituten gut. Allerdings sind sie frei in ihrer Preisgestaltung, da kann auch ein Preisüberwacher nicht mehr tun, als öffentlich Druck aufzubauen. Dito Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank: Er animierte Kunden kürzlich in einem Interview, zum Wechsel des Finanzinstituts.
Wir Kundinnen und Kunden haben es also selbst in der Hand. Wir können unser Geld zu der Bank bringen, die uns mehr Zins gewährt oder eine günstigere Kontoführung anbietet. Wer digital affin genug ist, der findet bei digitalen Neo-Banken (ohne Filialen) wohl die derzeit besten Konditionen.
Leider, und das ist unbestritten, ist ein Bankwechsel mühsamer als ein Wechsel der Krankenkasse oder des Telekom-Anbieters. Man denke an die vielen Stellen, denen man allein die neue Bankverbindung melden muss, die Lastschriftverfahren, die geändert werden müssen.
Wenn den Beraterinnen und Beratern der Banken aber vor Augen geführt wird, dass die Wechselbereitschaft gross ist, könnten individuell bessere Konditionen rausschauen. Das höre ich auch immer wieder aus dem Bekanntenkreis und Leserzuschriften. Gut möglich, dass allein schon ein Anruf bei der Hausbank Früchte trägt.