Darum gehts
- US-Strafzölle treffen Schweizer Firmen hart
- 50 Prozent der Firmen rechnen mit Nachfragerückgang, 80 Prozent ohne Abfederungsmassnahmen
- Unternehmen erwägen Export über andere Länder mit niedrigeren Zöllen
Am Mittwochmorgen um 06.01 Uhr Schweizer Zeit schlug der Zoll-Hammer von Donald Trump (78) erneut zu. Seither gelten erhöhte Strafzölle von bis zu 50 Prozent für 57 Länder. Darunter auch für die Schweiz. Für uns gilt neu ein Strafzoll von 31 Prozent. Bisher konnte nur befürchtet werden, wie schlimm es die Schweizer Exportfirmen treffen wird. Jetzt liefert eine Umfrage vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse ein erstes Stimmungsbild nach der Zoll-Ankündigung.
Und diese zeigt: Jede zweite befragte Firma ist «stark negativ» von den US-Abgaben betroffen – jede fünfte sogar sehr stark. 96 Branchenverbände und Unternehmen haben an der Studie teilgenommen. «Die US-Zölle verschlechtern die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen», schlägt Economiesuisse Alarm. «Dies in einer Zeit, da die Exportaussichten in anderen wichtigen Absatzmärkten bereits eingetrübt sind.»
Nachfragerückgang wird erwartet
Besonders problematisch ist die Wichtigkeit des US-Marktes für viele Schweizer Firmen. 2023 hat die Schweiz Waren im Wert von 56,7 Milliarden Franken in die USA exportiert. Mit 15 Prozent aller Exporte sind die Vereinigten Staaten damit der wichtigste Export-Partner der Schweiz. In den vergangenen Jahren verstärkte sich diese Beziehung, da andere Märkte wie die EU und China schon länger schwächeln.
Die kommenden Strafzölle setzen diese Beziehung aufs Spiel. 50 Prozent der Schweizer Firmen rechnen mit einem Nachfragerückgang. Diverse befragte Unternehmen sind auch indirekt von den US-Zöllen betroffen, beispielsweise als Zulieferer für Exportunternehmen. Bereits vor einer Woche hat eine Sonderumfrage von Raiffeisen gezeigt, dass 60 Prozent der Schweizer KMU wegen Trump auf die Investitionsbremse treten.
Exportieren wir in Zukunft über die EU?
Gleichzeitig betonen die Schweizer Firmen, dass es schwierig sei, kurzfristig zu reagieren. Rund 80 Prozent haben noch keine Abfederungsmassnahmen eingeleitet. Auf die längere Frist soll sich das allerdings ändern. Dabei werden Möglichkeiten diskutiert, über andere Länder mit tieferen Zöllen auszuweichen.
Ein möglicher Ausweg: Schweizer Firmen könnten versuchen, ihre Produkte über die EU in die USA zu exportieren – in der Hoffnung, so tiefere Zölle zu zahlen. Für die EU gelten nämlich Strafzölle in der Höhe von «nur» 20 Prozent. Ganz so einfach ist das aber nicht. Denn in der Regel zählt für US-Zölle nicht der letzte Export-Stopp, sondern das Ursprungsland der Ware.
Viele Firmen hoffen aber nach wie vor, dass ihre Produkte von den US-Zöllen befreit werden. Gefordert ist nun vor allem der Bundesrat, um die Zölle auf diplomatischem Weg zu reduzieren. Gemäss Economiesuisse hat die Schweiz «beste wirtschaftliche Argumente» auf ihrer Seite. So ist die Schweiz beispielsweise die sechstwichtigste ausländische Investorin in den USA und führt diese Rangliste bei Forschung und Entwicklung sogar an.