Ob Chris Franzen (53) ein James-Bond-Fan ist, ist nicht überliefert. Dass der Direktor des Bürgenstock-Resorts eine filmreife Action-Brille trägt, ist Tatsache. Was für ein Wunderding Franzen auf der Nase trägt, ist allerdings nicht auf den ersten Blick erkennbar. Und fällt wohl nur technikaffinen Menschen auf.
Die Brille der Marke Ray-Ban Meta stach jedoch Blick ins Auge. Franzen trug diese beim Treffen letzte Woche für ein Interview im Vorfeld des wichtigsten Weltanlasses in den nächsten Tagen, die Ukraine-Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock im Kanton Nidwalden.
Krass: Diese Meta-Brille verfügt über eine Mini-Kamera, die hochwertige Fotos und Videos mit einer Länge von bis zu 60 Sekunden aufnehmen kann. Fünf integrierte Mikrofone erlauben zudem Audioaufnahmen. Mit einfachen Sprachbefehlen lassen sich die Fotos und Videos übers Internet versenden.
Weiss Franzen von Datenschutzbedenken?
Die Brille mit den Superkräften ist nicht super-teuer: Lanciert Ende 2023, ist sie ab rund 300 Franken auf dem Markt für jedermann zu haben.
Laut der International Bar Association, dem Weltverband der Rechtsanwälte, stellen solche intelligenten Brillen «erhebliche Herausforderungen in Bezug auf den Datenschutz und die Rechtslage» dar. Ob Franzen das weiss?
Dass der Bürgenstock-Direktor eine solche Brille trägt, ist im Hinblick auf die Ukraine-Friedenskonferenz mit dem strengen Sicherheitsdispositiv pikant. Auf dem Bürgenstock wird die Polit-Elite aus aller Welt zugegen sein, darunter Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski (47), US-Vizepräsidentin Kamala Harris (59) oder der französische Staatspräsident Emmanuel Macron (46).
Fedpol spricht von Sicherheitsrisiko
Es stellt sich die Frage: Sind solche James-Bond-Brillen auf dem Bürgenstock erlaubt? Und wie sieht es mit der Handynutzung durch das Bürgenstock-Personal aus, gelten dafür besondere Regeln? Müssen Voice-Assistenten wie Alexa, die in vielen Hotels üblich sind und ebenfalls Abhörfunktionen beinhalten, entfernt werden?
Blick fragt bei der Fedpol nach. Ein Sprecher bestätigt: «Solche Geräte können bei Konferenzen dieser Grössenordnung ein Sicherheitsrisiko darstellen.» Die Situationen würden von Fall zu Fall geprüft, und die Sicherheitsmassnahmen dann gegebenenfalls angepasst.
Die vorgegebenen Nutzungseinschränkungen von smarten Brillen, Handys oder Voice-Assistants während der Konferenz behält das Fedpol aber unter Verschluss: «Das Sicherheitsdispositiv wird laufend überprüft und kann, wo immer nötig, angepasst werden», heisst es lediglich.
Der Bürgenstock-Chef nutzt die Brille nur privat
Was sagt Bürgenstock-Direktor Franzen dazu? Sieht er sich selbst als Sicherheitsrisiko? Er habe die Ray-Ban-Brille erst vor einigen Tagen erhalten, sagt Franzen. Und habe sie beim Gespräch mit Blick Ende Mai nur getragen, weil seine normale Brille wegen eines verbogenen Bügels in Reparatur war.
«Ansonsten trage ich diese Ray-Ban nur privat, und zwar vorwiegend als Sonnenbrille», schiebt Franzen nach. Bei Aufnahmen oder Fotos würde ohnehin an der Brille ein gut sichtbares Licht angehen. Aktuell trage Franzen im Job wieder seine normale Brille.
Das ist wohl besser so. Denn die Sicherheitsbeauftragten auf dem Bürgenstock haben spätestens jetzt auch ein Auge darauf, was die Angestellten und Gäste auf dem Bürgenstock auf der Nase tragen.